Kinostart: 06.02.2014, DVD/BD-Start: 22.08.2014
Elf Jahre nach seinem Misserfolg „Germanikus“ knüpft der nunmehr 71-jährige bayerische Grantler Gerhard Polt an seine frühen Highlights wie „Kehraus“ und „Man spricht deutsch“ an, erreicht zwar nicht deren Qualität, entwickelt aber durchaus seine Momente – ausgerechnet mit einer Hitler-Parodie zwischen Schlingensief und Amateur-„Untergang“. In dem handwerklich ausbaufähigen Garagenfilm der Laienliga vereint Polt Loser-Ballade, Realsatire und Dorf-Groteske als autodidaktische Knalltüte Pospiech, der als rundum unfähiger und bankrotte Hobbyfilmer das Privatleben Adolf Hitlers „als Blockbuster“ gestalten will, um damit das von der Sparkasse ausgelobte Preisgeld einzufahren.
Avanti Dilettanti: Der bierernst dargebrachte Querschläger zu deutschen Anstandsproduktionen bietet schräge Heimatkunde, trifft die Trostlosigkeit und mentale Dumpfheit der Provinz, wo ein Schundfilm-Guerilla frisch von der Leber weg „Aufklärung mit größter Verantwortung“ betreibt. Wie der kauzige Dinosaurier Überzeugungsarbeit leistet und mit Freunden das Projekt stemmt, schlägt absurde Volten, entwickelt Gezänk und grobe Schlawinereien, seziert im gemütlichen Ton süffisant Bräsigkeit und Beschränktheitshorizonte, tritt aber auch bisweilen arg auf der Stelle und droht sich zu zerlaufen.
Man merkt wohl, dass sich Polt auf der Kabarett-Bühne wohler fühlt als in einem ausgestalteten Narrativ, was er zunächst mit philosophisch-schrulligen Bonmots vom Schlage eines Karl Valentin überspielt. („Armut ist ohne Geld gar nicht denkbar. Und mit Geld auch nicht.“) Sein Herz schlägt eindeutig für die echten Typen, die das Leben hervorbringt. Trotz der entscheidenden Fragestellung „war Hitler für oder gegen die Nazis?“ bringt der improvisiert wirkende Hinterwäldler-Schwank nur sporadisch Grandioses hervor und entgleitet zu sehr in eine unstrukturierte Komödie – weit gelungener als „Kaiserschmarrn“, aber nicht so gewitzt wie „Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel“.