Verbotene Filme

Verbotene Filme Cover

Felix Moeller, D 2013
Kinostart: 06.03.2014

Zensurstaat Deutschland: Im Bundesarchiv Film/Hoppegarten lagern explosionsgefährdete Nitrofilme, Sprengstoff im doppelten Sinne. 1200 Unterhaltungsfilme produzierte das Dritte Reich, von der Alliierten Militärzensur wurden 300 verboten und über 40 davon sind es bis heute, andere nur unter Schnittauflagen freigegeben. Der Historiker Felix Moeller („Harlan – Im Schatten von Jud Süß“) dokumentiert anhand von hochwertig abgetasteten Filmausschnitten sowie Kinovorführungen des antisemitischen Hetzfilms „Jüd Süß“ und des Euthanasiedramas „Ich klage an“ in Deutschland, Frankreich und Israel den aktuellen Diskussionsstand um das Für und Wider der Verbote der sogenannten Vorbehaltsfilme.

„Wer die Filme nicht kennt, weiß wenig über unser Land.“

Nicht nur Geschichtsinteressierte haben keine Möglichkeit, sich mit diesen Werken auseinanderzusetzen, denn Politik und Behörden verfolgen die Praktik des Tabuisierens. In typisch deutscher Zwangneurose kehren berufsbesorgte Erwachsenenschützer alles unter den Teppich, Bedenkenträger von der Murnau-Stiftung halten das kulturelle Erbe unter Verschluss. Eine sachliche Auseinandersetzung ist in unserem vermeintlich freien Land nicht erwünscht – in seinem Abriss betreibt Moeller diesen Diskurs stellvertretend für einen auf breiter gesellschaftlicher Basis. Denn der Staat betrachtet seine Untertanen nicht als mündige Bürger.

In Israel sieht man das lockerer und hält die Deutschen für viel zu ängstlich. Aber anhand der Reaktionen im Münchner Filmmuseum, wo allen schlecht wird und in allgemeiner Betroffenheitsabscheu nur wenige einen klaren Kopf bewahren, zeigt sich der hartnäckige Glaube, die 70 Jahre alten, überholten Werke, die wie Karikaturen anmuten, würden auch heute noch suggestiv und subtil die Gehirne vergiften. Das ist genau so lächerlich wie das Verbot von Hitlers Gesinnungsschrift „Mein Kampf“. Besonnener und hilfreicher reagieren da schon die vielen Gesprächspartner, darunter zwei Aussteiger aus der rechten Szene, Historiker wie Götz Aly, Filmwissenschaftler wie Thomas Koebner und Regisseure wie Oskar Roehler.

Volksverhetzung vs. Volkspädagogik

Die Frontlinie verläuft zwischen Mut und Angst, zwischen Gelassenheit und Besorgnis. Wer aber „Jud Süß“ sieht und Antisemit wird, dann nicht wegen dem Film, sondern seiner Sozialisierung. Die Freigabe würde, wie Roehler treffend anmerkt, ohnehin nur Bildungsbürgern entgegenkommen. Randgruppen finden über Youtube-Raubkopien (trotz deutscher Landessperren) sowieso Zugang zu dem Material – nur eben ohne einordnende Kommentare. Also erreichen unsere verzagten Volkspädagogen doch nur wieder mal genau das Gegenteil von dem, was sie mit ihrer Zensurpraxis intendieren.

Sir Real

Bislang kein Trailer online

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