Grand Budapest Hotel

Skurrile Komödienshow mit großer Star- und Cameo-Parade um die verschlungene Historienfabel eines mitteleuropäischen Luxushotels.

Grand Budapest Hotel Cover

The Grand Budapest Hotel, Wes Anderson, USA/D 2014
Kinostart: 06.03.2014, DVD/BD-Start: 03.09.2014
Story: Im osteuropäischen Staat Zubrowka steht das Grand Hotel Budapest in den 1930er Jahren in voller Blüte. Als am Vorabend eines Krieges der Manager des Mordes an einer reichen Gönnerin bezichtigt wird, flieht er mit Page Zero, um seine Unschuld zu beweisen und den vorenthaltenen Erbteil zu sichern.
Von Caroline Lin

Style Over Substance war er ja schon immer, ein Magier seiner hermetischen Fantasie. Wes Anderson („Moonrise Kingdom“) erfindet sich seine eigene Vergangenheit, ein fiktives Vorkriegs-Märchenreich im Sudetenland mit Zügen der k.u.k.-Monarchie, eines Vielvölker-Osteuropa, aber auch der heranziehenden NS-Herrschaft – ein nostalgisches Epochen-Pürree, geschichtlich und optisch zwischen Erstem und Zweiten Weltkrieg.

Offensichtlich inspiriert von „Menschen im Hotel“, der im Original denn auch „Grand Hotel“ heißt, erzählt Anderson eine Räuberpistole in einer bunten Berglandschaft. Die Vertreibung der Sudetendeutschen spielt natürlich keine Rolle, um so mehr aber die drohende Gefahr durch Faschisten. Die wirken nicht via SS, sondern der ZZ, der Zig-Zag: Willem Dafoe als brutaler Henkersknecht jagt den flamboyanten Ralph Fiennes.

Schräge Typen dürfen nie echte Charaktere werden

Die Kulissen gleichen wieder einem surrealen Puppenhaus, was diesem schick arrangierten Dekotainment den Flair einer Studioproduktion verleiht, zu deren Vorzüge ihre Künstlichkeit gehört, die sie – ebenso wie das Skurrile – ausstellt und sich damit selbst genug ist. Im Umkehrschluss: Andersons Universum gefällt sich so in seiner Verfremdung, wodurch Narration, Spannung und Emotion dezidiert nachrangig ausfallen.

Was bedeutet, dass er mit Hingabe schräge Typen ausstellt, diese Dutzender (!) Stars zum Trotz aber nie echte Charaktere werden dürfen. Der Reiz seines Ensembles liegt darin, zu erraten, wer sich hinter diesem Bart oder jenem Kostüm verbirgt. Auch wenn der Abgesang auf eine große Ära politisch grundiert ist, dies bleibt Staffage für die nächste schrullige Vignette. Kein Lubitsch („Sein oder nicht sein“), nicht einmal „Hotel Lux“.

Nostalgisches Epochen-Pürree zwischen Erstem und Zweiten Weltkrieg

Auch mit einigen Toten bleibt Anderson zu verspielt, vergnügt sich lieber mit einem 4:3-Format und anderen Ausstattungsdetails als der Realität. Statt eines melancholischen „Letztes Jahr in Marienbad“ hat er Späße mit der deutschen Sprache im Sinn, was vermutlich nur Amerikaner witzig finden, oder er konterkariert antiquiert-gehobene Dialoge mit zeitgenössischen Schimpfwörtern. Hübsch amüsanter Zeitvertreib, aber auch nicht mehr.

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