Kinostart: 05.06.2014, DVD/BD-Start: 05.12.2014
Es geht durchaus lebhaft, mitunter outriert zu in Michael Baumanns ursprünglich mit „Habib Rhapsody“ treffender betiteltem Ensemble-Großstadtdrama. Aber ein wehmütig-melancholischer Unterton schleicht sich in die eng verzahnten Episoden ein, die generationenübergreifend von verdrängten Problemen handeln, die vier Männern vier turbulente Chaostage bescheren. Und die haben es emotional ganz schön in sich.
Was zunächst so aussieht, als hätte Baumann („Waschen und legen“) nichts Neues aus einem Kulturschmelztiegel mit babylonischer Sprachvielfalt zu erzählen, setzt Gefühle subtil-dosiert und damit goldrichtig ein. Ihrem Personal wohlgesonnen, meistert die unauffällige, lockere Regie heitere bis traurige Tonlagen und spart sich manch rührendes Geheimnis lange auf, so dass erst gegen Ende der fast zweistündigen Kapriolen der Neuanfang steht.
Und weil das gut gespielt ist – vor allem Thorsten Merten („Halbe Treppe“) als Bruno und Klaus Manchen (wie ein zerknitterter Henry Hübchen) als Ingo überzeugen – geht einem das Schicksal des um ein Dönerimbiss versammelten, menschlichen Strandguts auf der Suche nach Identität und Heimat unerwartet nahe. Schuld, Verrat, Betrug und Verlust kulminieren in Glück und Schmerz, einem neuen Sonnenaufgang über der Stadt.
Am Ende sind alle ziemlich mitgenommen, stimmen in einen klagenden türkischen Schlager ein, der perfekt ausdrückt, wie präzise Baumann die Stimmungen beherrscht, in die seine Protagonisten aus drei Lebensphasen geraten. Ganz behutsam führt er an verleugnete Sehnsüchte heran, verdrängte Erinnerungen, andere Leben, die man hätte führen können: ein Anteil nehmendes Porträt, das durchaus seine Wirkung zeitigt.
http://www.youtube.com/watch?v=8oROGlSzadU