Monuments Men

Tragikomisch retten Hollywoodstars europäische Kunstgüter vor den Nazis in einem lauwarmen Schatzsuche hinter der Front.

Monuments Men Cover

The Monuments Men, George Clooney, USA/D 2014
Kinostart: 20.02.2014, DVD/BD-Start: 22.08.2014
Story: Als die Alliierten im Zweiten Weltkrieg in Europa vorrücken, rauben die Nazis auf der Flucht weiterhin Kunstschätze wie Michelangelos Madonna. Kunsthistoriker Stokes rekrutiert im Auftrag Roosevelts einen Trupp in nicht mehr ganz wehrdienstfähigem Alter, um die verschwundenen Werke aufzuspüren.
Von Jochen Plinganz

Historisch äußerst windschief zusammengezimmert hat sich George Clooney sein „Dreckiges Dutzend“ (oder doch eher „Ocean’s 11“?), das wie die Warsploitation-Bande „Stoßtrupp Gold“ als unwahrscheinliche amerikanische Helden auf eigene Faust die Rettung von Menschheitsschätzen vor schmierigen Naziräubern gelingt. Dass deutsches Kulturerbe wie Dresden derweil in Schutt und Asche flächenbombardiert wird, verschweigt er.

„Kultur darf nicht zerstört werden“, mahnt Clooney selbst in einer von mehreren pathetischen und unüberzeugten Reden, ausgenommen der deutschen natürlich. Entlarvend die Frage, wo es nach Siegen gehe. Antwort: „Sie sind schon mitten drin“ – in einem zerstörten Schutthaufen. Das Kampfgeschehen spielt aber gar keine Rolle, womit Action und Thrill kaum vorkommen. Alles tröpfelt gemütlich-gemächlich vor sich hin.

Kultur darf nicht zerstört werden – ausgenommen der deutschen

Und zwar in einer vorwiegend flapsig-lässigen Diktion, die in Deutschland sogar einige wirklich lustige Szenen hervorbringt. Einige bedeutsame Momente hingegen können ihre Wirkung nicht entfalten und hängen in der Luft – warmherzig-lockerer Stil und gut gemeinte Betroffenheitsstory korrespondieren kaum. Zudem birst der Film vor Klischees: Jeder Franzose war in der Résistance, Nazis heißen „Stahl“ wie in Pulp-Comics.

Während Matt Damon als Running Gag französisch radebrecht, spielt Cate Blanchett mit groteskem Ernst, dazwischen kommt die Ergriffenheit angesichts der Kunstwerke nicht rüber, John-Wayne-Witze misslingen und viel bittere Ironie verpufft. Die Charakterisierungen sind zu kurz, um das menschelnde, persönliche Drama zu transportieren, die Tragik einer Mission, die nie auf Erfolg ausgelegt war und sich durchschlawinern muss.

Kein Vergleich zu John Frankenheimers packendem „Der Zug“

Gegen den Widerstand der Armee, die kein Leben für Bilder riskieren will, schützen diese super-sympathischen Jungs (darunter Komödien-Ikonen wie Bill Murray, John Goodman und Jean Dujardin) sie mit ihrem eigenen Leben. Daraus entwickelt sich aber keinerlei Dramatik, sondern nur eine Selbstbeweihräucherung, in der sie permanent mitteilen, wie stolz sie sind, zu den Monuments Men zu gehören. Das ist schon deprimierend.

Auch deshalb greift Clooney wohl noch zu einem Wettlauf mit den Russen um die Madonna vom Genter Altar, doch Dank überflüssigem Erzähler-Voice-Over hat dies zumeist nur den Charme eines Dia-Vortrags. Eine saloppe Kriegskomödie, uninspiriert, aber goutierbar, vor diesem Hintergrund (der bis zum Gurlitt-Fall reicht) jedoch kein Vergleich zu John Frankenheimers packendem „Der Zug“ (1964) zum exakt gleichen Thema.

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