Kinostart: 30.01.2014, DVD/BD-Start: 28.05.2014
Frankreichs Kapitale ist keine Stadt der Liebe, sondern eine unübersichtliche Metropole ohne Zuckerguss und Weichzeichner à la Woody Allens „Midnight in Paris“. Um so erstaunlicher, dass ausgerechnet Romcom-Experte Roger Mitchell („Notting Hill“) hier ein handfestes, komisches Ehedrama mit ungeschminktem Spiel von Lindsay Duncan („Alles eine Frage der Zeit“) und Oscarpreisträger Jim Broadbent („Iris“) vollzieht.
Briten auf dem Kontinent: Da ihr Flitterwochenhotel zur Absteige verkommen ist, nisten sie sich in einer Luxus-Suite jenseits ihres finanziellen Rahmens ein und prellen in anarchischen Anwandlungen dauernd die Zeche. Auch wenn Mitchell dabei stilistisch mehr dem Understatement verpflichtet bleibt, ist nicht nur der Jazz-Score eine Hommage an die Nouvelle Vague (speziell „Außer Atem“ und „Fahrstuhl zum Schafott“).
Nun ist die Liebe abgeraucht, im Bett geht schon lange nichts mehr, Frust und Untreuevorwürfe lassen auf ein baldiges Ende zweier kleinherziger Menschen schließen. Mitchell porträtiert sie in ihrer Mittelmäßigkeit und ihrem Masochismus, undidaktisch, ohne Eile, lässt ihr Gezänk oft komisch anmuten. Diese Ausgebrannten sehen keine Zukunft mehr für sich – und treffen auf Jeff Goldblum, der frisch verliebt seine Krise überwand.
Wenn er das menschliche Naturell erklärt, das Bedürfnis, geliebt zu werden, dient er als Reflexion und Ferment eines Konflikts, der nicht aufgesetzt wirkt, sondern tief im Fleisch sitzt. Das gipfelt in einer schrägen Lebensbeichte, dem Versagensgeständnis eines Verzagten mit Elends-Blick, der damit bei seiner Frau den verschütteten Glaube an die Liebe wieder freilegt. Denn manche Paare wissen gar nicht, wie glücklich sie eigentlich sind.
http://www.youtube.com/watch?v=S4q4KRXBuzc