Saints – Sie kannten kein Gesetz

Die sensibel-lyrische Südstaaten-Ballade um eine scheiternde Gefängnisflucht aus Liebe fusioniert die Coens mit Terrence Malick.

Ain't Them Bodies Saints Cover

Ain’t Them Bodies Saints, David Lowery, USA 2013
DVD/BD-Start: 19.03.2015
Story: Als Sheriffs ein Outlaw-Pärchen stellen, nimmt Bob alle Schuld auf sich, erfährt im Knast, dass seine Braut Ruth eine kleine Tochter hat und bricht schließlich aus, um seine Geliebte und die nunmehr 4-Jährige zu sehen. Doch nicht nur Polizei und Kopfgeldjäger lauern, auch sorgt Cop Patrick bereits für Ruth.
Von Jochen Plinganz

Die romantisch-wehmütige, aber völlig unsentimentale Dekonstruktion einer Outlaw-Ballade steht nicht nur in bester „Badlands“-Tradition eines Terrence Malick, sondern nimmt sich kraft- und anspruchsvoll wie eine US-Novelle aus der Feder von Cormac McCarthy aus: Eine Mischung aus Texas-Americana mit Westerntouch, vor allem aber ein Film Noir, der wie bei McCarthys Jüngern, den Coens („True Grit“) zur Moritat gerät.

Wieder einmal spielt Casey Affleck („Out of the Furnace“) einen ewigen Verlierer, einen einsamen Misfit voller Sehnsüchte, welche die Welt ihm verweigert. Gemeinsam mit der als „Lisbeth Salander“ berühmt gewordenen Rooney Mara durchtaumelt er poetisch-malerische Bildwelten im Folk-70ies-Look. Bevor sie den „Bonnie & Clyde“-Tod sterben, nimmt er ihre Schuld auf sich, ein Opferlamm, dem diese Elegie gewidmet wird.

Der ähnliche „Labor Day“ entfaltet sich wesentlich gefühlsintensiver

In blass-rostfarbener, atmosphärischer Ästhetik versucht er zu seiner separierten Familie zu gelangen, über die längst Ben Foster („Lone Survivor“) als Gesetzeshüter mit Beschützerinstinkt wacht. Auf seinem Weg zwischen Bangen und Hoffen bleibt emotional unerfüllt, was sich im thematisch ähnlichen „Labor Day“ wesentlich gefühlsintensiver entfalten darf. Indie-Regisseur David Lowery verweigert sich in seinem dritten Werk der Utopie.

Diese Dreiecks-Fernbeziehung wählt von vorne herein einen melancholischen Verlauf, ein leise tragischer Abgesang, der kein gutes Ende nehmen kann. Dafür spricht schon die Allgegenwart der Waffen und der sich langsam ausbreitende Fatalismus der Gewalt. Den finde ich persönlich zu eingleisig, was ein herbe, milieuechte Chronik, ein Porträt von Charakteren und Land erlaubt, aber zu trocken bleibt, um mich wirklich zu bewegen.

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