Kinostart: 22.05.2014, DVD/BD-Start: 24.09.2014
Selten ist mir ein Film begegnet, der so theaterhaft verspielt und doch natürlich wie persönlich ist, der so artifiziell und wahrhaftig, so konventionell und außergewöhnlich zugleich ausfällt. Fred Schepisi („Das Russland-Haus“) ist dieses Kunststück gelungen, ein sophisticated battle of wits, ein romantisches Screwball-Duell der fabelhaft agierenden Clive Owen („Children of Men“) und Juliette Binoche („Der englische Patient“).
Zwischen Komödie und Drama reift eine Eloge auf die Kunst – die der Worte und die der Bilder. Dafür dienen zwei kantige Charaktere als Demonstrationsobjekt, einmal Owen als renommierter Dichter, dessen Feuer erloschen ist, der als Kollegenschreck mit einer sarkastischen Show seine Schüler begeistert und sich privat als Trinker böse ruiniert. In dem „Club der Toten Dichter“ taucht nun die burschikos-stachlige Binoche auf.
Diese ist zwar ein Eiszapfen, aber gemäß dem Prinzip cherchez la femme beginnt ein intellektuelles Flirtduell mit der an einer degenerativen Krankheit leidenden Malerin, die genau wie ihr Kollege auf den Kuss der Muse wartet. In dem komischen Wettstreit stacheln sich beide nun zu Höchstleistungen an, ein Lob der Konkurrenz, die die Kreativität belebt – nicht in neoliberaler Leistungsmentalität, sondern ganz humanistisch.
Da Owens Figur privat arg verkracht ist, gibt es nicht nur herrlich charmante Dialoge, in denen man sich die Bälle nur so zuwirft; die Spannweite der gewandten, wenngleich viele stereotype Verhaltensmuster nutzenden Erzählung reicht von Glück bis Elend, Schöpfung bis Zerstörung. Steh auf und kämpfe – so die klare Message. Aber um das zu tun, darf man sich nicht hinter einer Pose verstecken, sondern muss sich selbst offenbaren.
Die Suche nach Wahrheit führt zu schmerzvollen Eingeständnissen, in gängiger Filmsprache, die didaktisch ist, aber auch mehr: Einerseits müssen sich die beiden Verfechter ihrer je eigenen Maximen, die sich über ihre Schüler einen keineswegs verlustfreien Stellvertreterkrieg liefern, auch selbst zu ihren eigenen Schwächen bekennen. Owens Job ist so bedroht wie Binoches Gesundheit, aber Schepisi bleibt ihnen amüsiert gewogen.
Zum anderen legt ihr Kampf, der schließlich zu einer Vereinigung wird, fröhlich dar, was Bilder und Sprache bedeuten, forscht Funktion, Stellenwert und Möglichkeiten aus. Und zwar gemächlich, nie laut oder turbulent, stets leicht distinguiert und voller Einfälle. Alles ist ein Spiel und gleichzeitig auch ernst. Es gibt Opfer und Leid, aber den alltäglich-normalen Schauplätzen zum Trotz tendiert Schepisi mehr zu einer launigen Fabel.
Einer mit vielen Denkanstößen, anregenden Gedankengängen und einer kritischen Philosophie: „Words fail. Pictures too“. Zwei im inneren Traurige bewältigen den Frust ihrer Schaffenskrise auf eigene, teils destruktive Weise, bis sie sich gegenseitig aus dem Sumpf ziehen und in dem erwachsenen, vielschichtigen Werk, das Kultur und Inspiration geballt aufbietet, auf umwerfend schöne Art zueinander finden. Ein echter Glücksfall.
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