Dom Hemingway

Jude Law spielt sich als Prolo-Gangster einen Wolf, der Mix aus Gaunerkomödie, Loser-Porträt und Brit-Thriller funktioniert trotzdem nicht richtig.

Dom Hemingway Cover

Richard Shepard, GB 2013
Kinostart: 17.04.2014, DVD/BD-Start: 03.09.2014
Story: Safeknacker Dom Hemingway saß 12 Jahre im Bau, ohne seinen Boss Mr. Fontaine zu verraten. Für so viel Gangsterehre will er nun fürstlich belohnt werden, doch die französische Geliebte seines Bosses beraubt ihn dreist. Und Dom steht ohne Frau, Tochter und Geld da und muss für kleine Aufträge katzbuckeln.
Von Jochen Plinganz

Sein „exquisite cock“-Monolog zu Beginn gibt die amoralische Richtung vor, mit der sich Jude Law („Sherlock Holmes“) gegen sein gepflegtes Image als Macho-Tier mit dem Testosteronspiegel eines Mike Tyson verausgabt. Ein Antiheld nach Art von „Bronson“ und „Chopper“ in einem Brit-Gangsterkintopp, mit dem Richard Shepard („Mord und Margaritas“) in Stil und Derbheit der Irvine-Welsh-Verfilmung „Drecksau“ nacheifert.

Doch der hatte ein wesentlich besseres Script. Zwar spielt Law gewiss in der Liga eines James McAvoy, der Film jedoch weiß nicht so genau, wohin und nimmt ein paar hilflose Richtungswechsel vor. Sein Szenario ist zunächst die reinste Freude: Wie in ähnlich surrealer Konstellation eines „Sexy Beast“ attackiert der aufbrausende Rhetor mit seinen größenwahnsinnig-beleidigenden Tiraden ein Luxuslandhaus irgendwo in Frankreich.

Anspruchsvolle Wahnsinnigen-Nummer

Sex & Drug & Rock’n’Roll bestimmen diese anspruchsvolle Wahnsinnigen-Nummer: „You can’t make up for 12 years in three days.“ „-Well, I tried.“ Ein stilvolles Gangstergemälde, das treffend den Kulturkitsch als dünnen Firnis zeigt, unter dem animalische Brutalität lauert. Der vulgäre Shakespeare-Traum mündet nun aber in eine Pechvogel-Komödie, in der ein dummer Dieb, böse reingelegt wird, weil er sich stets an die Regeln hält.

Nur sein besonnener Kumpel Dickie (Richard E. Grant ist eine stille Sensation, eine Mischung aus Christopher Walken und David Carradine) verhindert den Exitus dieses Egomanen, der als Versager alles vergeigt und plötzlich die moralische Läuterung anstrebt. Dies gestaltet das mäßige Drehbuch nicht aus, weshalb der Instant-Wechsel vom Wüstling zum sich sozial Wiedereingliedernden so gar nicht funktionieren will.

Ähnlich surreale Konstellation wie „Sexy Beast“

Dafür wecken die Handlungsträger zu wenig Gefühl und Sympathie, um einer Familiengeschichte mit Vater-Tochter-Drama auch nur ein wenig emotionales Gewicht zu verleihen. Gerade da brilliert der letztes Jahr angelaufene, grandiose „Drecksau“. Und wer will schon einen feisten Aggro-Bolzen wie aus einer Guy-Ritchie-Groteske um Vergebung winseln hören? Das endet trotz Jude Laws manischer Leistung einfach nur lahm.

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