Kinostart: 29.05.2014, DVD/BD-Start: 09.10.2014
Nur die Sonne war Zeuge: Gleißend helle Griechenland-Bilder kontrastieren das dunklen Innenleben der Figuren im Regiedebüt von Drehbuchautor Hossein Amini, der sich mit Arbeiten wie „Die Flügel der Taube“ und „Drive“ empfahl, bei „47 Ronin“ aber auch nichts retten konnte. Wieder adaptiert er eine Vorlage, den 1964 veröffentlichten, neunten Roman von der Meisterin der psychologischen Spannung. Und zwar kongenial.
Das mit Viggo Mortensen („Der Herr der Ringe“), Kirsten Dunst („Spider-Man“) und Oscar Isaac („Inside Llewyn Davis“) besetzte Krimistück bietet einen vorzüglichen Suspense-Bogen richtig alter Schule, als sei der Gott sei Dank (fast) ohne jede Action auskommende Film direkt aus den 60ern importiert worden. Die von Rivalität, Begehren und Mord geprägte Dreiecksbeziehung handelt darin symbolträchtig Eros und Thanatos ab.
Aber sie orientiert sich an drei erratischen Charakteren, oszilliert zwischen einer scheiternden Ehe und zwei Konkurrenten, die in eine gefährliche gegenseitige Abhängigkeit rutschen. Damit steigen alle drei sukzessive in ihre persönliche Hölle ab. Dies geschieht aufgrund ihrer Schwächen und Fehler auf nachgerade maliziöse, erbarmungslose Schicksals-Art, was das infernalische Trio an die Grenzen seiner seelischen Belastbarkeit bringt.
So leise und unscheinbar die stilistisch dezent, aber perfekt umgesetzte Geschichte von Betrügern beginnt, so konsequent steigert sie ihren Hitchcockschen Thrill durch ein atmosphärisches Dreiecks-Drama um Lug und Trug, Begehren und Gefahr, schließlich um Erlösung von Poe’scher Gewissenslast. In dieser „Schuld und Sühne“-Variante bekommen die Personen den Hals nicht mehr aus der sich langsam zuziehenden Schlinge.
Der Krimiaspekt wirkt als Katalysator von außen, das Hauptaugenmerk aber liegt auf dem rätselhaften Inneren. Rydal als „Talentierter Mr. Ripley“ glaubt den Trinker Chester in der Hand zu haben, doch das subtile Ringen um die naive Colette endet tödlich. Denn keiner spielt mit offenen Karten. Was Rydal im Kleinen beherrscht, verbrach Chester im Großen. Sie sind wie Vater und Sohn, wie eine Person in jung und alt – ein Januskopf.
Aneinander gekettet, gehen sie mit ihrem Boot unter, in dem freudianischen, spannungsgeladenen Psycho-Duell, das folgenschwere Fehler herausfordert. Von Beginn an haftet dem die Grausamkeit einer griechischen Tragödie an, ein Trick der Götter, dem man nicht entkommt, auch nicht durch Flucht, die in altgriechischen Ruinen (mit Toten wie Statuen) und im Labyrinth eines Gassengewirrs geradewegs ins Unterbewusstsein führt.
Diese Meister der Täuschung erliegen ihren eigenen Illusionen, fliehen vor ihrer Schuld und sich selbst, bis sie sich stellen müssen. Die Musik von Alberto Iglesias weckt Reminiszenzen an Hitchcocks Werke, doch das menschliche Drama entspricht eher Fjodor Dostojewskis Schwere, die sich in harmlos-sonnigen, ausgetrockneten mediterranen Kulissen ausbreitet. Eine sehr runde Geschichte, einem verdorrten Alptraum gleichend.