Grand Piano

„Phone Booth“ im Konzertsaal: Ein Scharfschütze bedroht Klassikvirtuose Elijah Wood in einem kompakten Suspense-Thriller.

Grand Piano Cover

Eugenio Mira, SP 2013
DVD/BD-Start: 17.04.2014
Story: Seit er bei einem Auftritt kollabierte, quälen den jungen Meisterpianisten Tom Selznick arge Phobien, denen er sich mit einem Comeback-Konzert fünf Jahre später stellen will. Da droht ein Unbekannter ihn und seine im Publikum anwesende Frau zu erschießen, wenn er auch nur eine falsche Note spielt.
Von Thorsten Krüger

Schießen sie auf den Pianisten: „Herr der Ringe“-Frodo Elijah Wood erweitert sein ohnedies breites Rollenspektrum (siehe „Maniac“) um eine starke Note und beeindruckt durchweg als nervöser Flügelvirtuose, der in einem vollbesetzten Konzertsaal von einem psychopathischen Erpresser (von John Cusack ist meist nur die Stimme zu hören) zu einem Alptraum-Auftritt gezwungen wird, bei dem jeder Fehler den sicheren Tod bedeutet.

Damit betritt Eugenio Mira („Agnosia“) klassisches Thriller-Terrain mit erheblichem Einfluss von Alfred Hitchcock (speziell „Der Mann, der zuviel wusste“) und Brian De Palma (besonders „Snake Eyes“). Das in seinem Konzept an „Nicht auflegen! (Phone Booth)“ angelehnte Szenario ist zwar wenig glaubwürdig, aber nervenaufreibend spannend realisiert und nicht übertrieben konstruiert, sondern souverän der Spannung verpflichtet.

Glaubwürdiger Einblick in den Klassik-Betrieb

Ein ähnliches Mind Game funktioniert in „Non-Stop“ freilich spektakulärer. Aber dafür gelingt es Mira, der die Musik zu „Timecrimes“ schrieb, einerseits einen glaubwürdigen Einblick vom Klassik-Betrieb zu vermitteln, andererseits auch den Weg zum Auftritt samt Presserummel als sehr echt nachzuempfinden. Weshalb Woods Nervenbelastung und Lampenfieber-Stress, seine ganze Anspannung nachvollziehbar eingefangen wird.

Als mitreißend stellen sich die Stücke am Flügel heraus, an dem die schnellsten Finger der Welt den „Spiel oder stirb“-Test bestehen. Im Psychoduell mit dem Sniper, der um Hilfe Gebetene (völlig unblutig) ermorden lässt, entbrennt ein kleiner Disput über Kunst, ob sklavisches Nachspielen oder erst eigene Komposition einen wahren Künstler auszeichnen. Sobald Woods improvisiert, nicht nur nach Noten, gibt er die Antwort darauf.

Eine kleine Hommage an den Giallo

Diese hat mit ihrem gelungenen Look aus schönen (Holz)Materialien und dem edlen Interieur einen, wenn auch nur leichten, Gothic-Touch, der die Verwandtschaft zu Michele Soavis „StageFright“ und Dario Argentos „Opera“ zumindest nicht leugnet. Mithin eine kleine Hommage an den Giallo. Zudem ist der in Spanien (auf englisch) gedrehte, konzise Thriller mit metaphysischer Schlusspointe eine anständige internationale Bewerbung.

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