ohne deutschen Start
Einen handwerklich lupenreinen, fulminanten Big-Budget-Thriller hat das südkoreanische Regie-Duo Jo Ui-seok („The World of Silence“) und Kamera-As Kim Byung-seo („Dangerous Liaisons“) generiert. Das in Seouls Stadtteil Gangnam verortete, gelungene Remake der ordentlichen Johnnie-To-Produktion „Eye in the Sky“ von 2007 verleiht dem High-Tech-Überwachung-Plot eine zusätzliche Portion Action und Gewalt.
Grandios ist der Einsieg, ein von langer Hand minutiös geplanter, präzis per Stoppuhr durchexerzierter Bankraub, mit dem eindrucksvoll Schurke Jung Woo-sung („The Good, the Bad and the Weird“) vorgestellt wird. Ein tadelloser Michael-Mann-Stil, der leicht unterkühlte, klare Bilder der urbanen Kulisse liefert, holt nonsensfrei das Beste aus einem routinierten Konstrukt heraus und verschafft der Story clever Substanz.
In dieser Schachpartie auf Geschwindigkeit, die entsprechend rasant-elegant gestaltet ist, sich aber immer am Unterhaltungswert ausrichtet, sind Härte und Hirn gefragt: Han Hyo-ju („Masquerade“) stößt als inselbegabtes Gedächtniswunder zu einem amüsanten Trupp echter Füchse, die ihren Job humorvoll unter Leitung des erfahrenen Sol Kyung-gu („Silmido“) verrichten. Die Jagd auf den Übeltäter gleicht einem Scotland-Yard-Spiel.
Allerdings einem mit ein paar heftigen Stunts, brutalen Morden und dem Verlust eines Kollegen. Das Konzept von tatkräftigen Ermittler gegen einen zu allem entschlossenen Kriminellen verheißt unter Ausnutzung aller Methodik, die Überwachungskameras heute bieten, sowie dem Analysten-Scharfsinn moderner Sherlocks ein – überraschend plausibles – Verfolgen und Beschatten unter Lebensgefahr, eine tödliche Konfrontation.
Obwohl anhand von (milder) Gewalt an Untergebenen einiges der autoritären Sozialstruktur sichtbar wird und mit dem Ausspruch „we’re all thieves“ Ansätze einer Gesellschaftssicht aufblitzen, bleibt „Cold Eyes“ ein souveränes Genrewerk ohne nennenswerte Untertöne – eine geradlinig-nachvollziehbare Cops-vs-Criminal-Story, in der Schattierungen wie Firlefanz fehlen. Kurzum: spannendes Entertainment ohne Nachwirkungen.