A Long Way Down

Die starbesetzte Brit-Tragikomödie um die Freundschaft vierer Selbstmordkandidaten ist eine originell-herzliche Nick-Hornby-Adaption.

A Long Way Down Cover

Pascal Chaumeil, GB/D 2014
Kinostart: 03.04.2014, DVD/BD-Start: 13.08.2014
Story: Der gefallene TV-Star Martin will in der Silvesternacht von einem Londoner Hochhaus springen, wo bereits drei andere dieselbe Ideen haben. Mit der hilflosen Maureen, der herzgebrochenen Jess und dem krebskranken Pizzaboten JJ schließt Martin daraufhin einen Pakt, sich nicht vor dem Valentinstag umzubringen.
Von Thorsten Krüger

Pascal Chaumeil („Der Auftragslover“) gelingt mit unverkrampftem, einfallsreichem (schwarzen) Humor und einer Portion mitfühlender Tragik eine der besten Adaptionen des britischen Kultkomödienliteraten Nick Hornby („About a Boy“). Großen Anteil daran hat das Charakterstar-Quartett, Ex-Bond Pierce Brosnan, Toni Colette („Little Miss Sunhine“) und die beiden „Need for Speed“-Lover Aaron Paul und Imogen Poots.

Denn sie verbinden (selbst)ironisch gehörigen inneren Schmerz mit Komik, was ihnen ungewöhnlich viel Tiefgang verleiht. Wenn der Dach-Suizid zum Debakel wird und das begossene Loser-Quartett widerstrebend auf der Rückseite eines Abschiedsbriefs den Pakt signiert, bilden diese Misfits eine umwerfende Familie. Keine dümmliche wie „Wir sind die Millers“, sondern eine entwaffnend bemitleidenswerte, sehr menschliche.

Verbindet gehörigen inneren Schmerz mit Komik

In kapitelweise nähergehenden Charakterisierungen geht Chaumeil locker, aber mit genug Zeit für berührende Schicksale auf Lügen und Geheimnisse, verletzte Gefühle und sehnsüchtige Lebensträume ein. Der gefühlige, nie kitschige Soundtrack bringt Stimmungslagen toll zum Ausdruck, mehr noch aber die charismatischen Akteure. Brosnan, ein von seinem Sexfehltritt gedemütigter Narziss, lässt den anderen den Vortritt:

Collette, die mitunter zur neurotischen Zicke neigt („Genug gesagt“), rührt zutiefst als erschöpft-unsichere Mutter eines Schwerbehinderten. Poots hat als extrovertierter Paradiesvogel mit verlaufener Wimperntusche die sarkastischsten Pointen. Die Ministertochter (von einem in wenigen Szenen überzeugenden Sam Neill) bildet mit Paul („Breaking Bad“) als Introvertierter, der almost famous war, ein fabelhaftes junges Traumpaar.

Überwältigend lebensweise, bissig-charmante Kummer-Fabel

Diese sich gegenseitig Lebenshilfe gebenden Desaster-Vier, dieser Haufen verzweifelter, die zusammen weniger verzweifelt sind, sind eigentlich rundum normal. Nach herrlichen Seitenhieben auf die Medien – ihre Lüge, nachder ihnen Matt Damon als nackter Engel erschien, entgleitet ihnen – verleben sie eine Spaßzeit auf Teneriffa, doch ihre Fehler und Ausrutscher beenden das Miteinander per Handgreiflichkeiten mit Veilchen für alle.

So bleibt kein süßliches Freundschaftsmanifest, sondern ein streitbarer neuer Anfang, der die Popkultur smart miteinbezieht, aber die existenziellen Fragen, auf die es manchmal einfach keine Antworten gibt, nie aus den Augen verliert. Zumindest hat nun jeder von ihnen drei Gründe, nicht mehr vom beliebtesten Londoner Selbstmörder-Tower zu hüpfen, in der überwältigend lebensweisen, bissig-charmanten Kummer-Fabel.

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