13 Sins

Aberwitzig, böse, erschreckend: die nachtschwarze Thriller-Farce um ein verheerendes Todesspiel macht richtig Laune.

13 Sins Cover

Daniel Stamm, USA 2014
DVD/BD-Start: 25.09.2014
Story: An einem Tag, der nicht der seine ist, verliert der hochverschuldete Verkäufer Elliot den Job und den Mut, seine schwangere Freundin zu heiraten. Da ereilt den Verlierer ein mysteriöser Anruf: Er soll für sechs Millionen 13 Herausforderungen bestehen. Die ersten sind noch harmlos – dann wird es kriminell.
Von Thorsten Krüger

Mit der Mockumentary „Der letzte Exorzismus“ verriet der deutschstämmige Wahlamerikaner Daniel Stamm bereits Potenzial, das er in dem schwarzhumorig-stimmungsvollen Remake des Thai-Thrillers „13: Game of Death“ (der mir gar nicht gefiel) entfaltet – zu einem bitterbösen Verschwörungstrip um eine Game Show unbekannter, aber alles kontrollierender reicher Sadisten: Eine „The Most Dangerous Game“-Satire.

„13 Sins“ ist ein kleines B-Movie, das alle Freiheiten nutzt, einen schön galligen, echten Mitternachtsspaß zu entwickeln, ein „The Game“ ohne Sicherheitsnetz. Selbst wohlfeile Versatzstücke (Ron „Hellboy“ Perlman als knorriger Cop) entpuppen sich als Teil eines groß angelegten Plots, der zunächst wie im Kneipenquatsch „Cheap Thrills“ einen vom Sozialabstieg bedrohten Steuerzahler für vermeintlich harmlose Mutproben entlohnt.

Eine Marionette am Faden eines sinistren Manipulators

Aus Bagatellen werden rasch Kapitalverbrechen, doch der brave Schuldner will sich mit dem Hauptgewinn von 6 Millionen sanieren – und nimmt dafür in Kauf, umgehend phantombildlich als Sittenstrolch gesucht zu werden. Jede Tat stürzt ihn immer tiefer in einen Abgrund, aus dem er nie wieder entkommen kann. Aus dem Biedermann wird ein Brandstifter, eine Marionette, die am Faden eines sinistren Manipulators tanzt.

Im Handy-Anweisungs-Terror überschreiten die „Jackass“-Befehle Moral und Gesetz, lösen Katastrophen aus, bei denen Menschen zu Schaden kommen. Wie ein irrer „Crank“-Derwisch rennt Elliot (Mark Webber) mit ansteckend hämischer Laune durch sein knallhartes Darwin-Programm, über das keiner sprechen darf und bei dem jeder involviert ist. Das New Orleans aus John Woos „Hard Target“ ist wieder Menschenjagdpflaster.

Jeder kann in ein Monster verwandelt werden

Es ist der „Fight Club“-Effekt, mit anarchischer Randale mal ordentlich über die Stränge zu schlagen, sein Outlaw-Leben zu genießen – dabei ist der Wicht nur Erfüllungsgehilfe, ein kleines Rädchen in der Sabotage-Kolonne, die in krassen Splatter-Momenten Massenenthauptungen und „Saw“-Amputationen ausführt. Und zwar im Auskosten aller Spannungsmöglichkeiten, aber auch als ziemlich giftige Kritik am amerikanischen Traum.

Stamm übersetzt die akute Sozialabstiegsangst in einen Thriller, der eine vollständig korrumpierte Welt zeigt, in der jeder in ein Monster verwandelt werden kann – eine pessimistische Philosophie (oder einfach nur hellsichtige Anthropologie). Mit Blutgeld lässt sich gar die eigene Familie ruinieren, wie brutale Enthüllungen ergeben. Diese Snuff-Welt könnte glatt der Schwesterfilm von Ruzowitzkys „Das radikal Böse“ sein.

Sozialabstiegsangst in einen Thriller übersetzt

Die Dimensionen des Spiels, das in seiner sardonischen Art von „13 (Tzameti)“ inspiriert sein könnte, reichen tief in Vergangenheit und Gesellschaftsschichten, ein allumfassendes (Sub?)System des Kapitalismus. Dieser selbst die Blutsbande zersetzende Offenbarungseid der Mitmenschlichkeit ist ein ganz großer, finsterer Spaß mit einem konzertierten Verschwörungswerk, dessen Horror einer grimmigen Tragödie gleicht.

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