The Walking Dead (4. Staffel)

In der starken vierten Staffel der postapokalyptischen Zombie-Serie enden alle Hoffnungen auf Neuanfänge und Lebensoasen katastrophal.

The Walking Dead (4. Staffel) Cover

Frank Darabont (Creator), USA 2013-2014
DVD/BD-Start: 03.11.2014
Story: Während die Gruppe rund um Rick, Glenn und Daryl in ihrer Gefängnis-Zuflucht von einer verheerenden Grippe dezimiert wird, greift der wiedererstarkte Governor mit schweren Waffen an. Sie können ihn zwar besiegen, die versprengten Überlebenden flüchten vor den Zombiehorden aber in alle Winde.
Von Jochen Plinganz

Nach der ziemlich zähen dritten Staffel, in der eine Klischeefigur wie der Governor sein nerviges Unwesen trieb (ein beherzter Kopfschuss hätte dies drastisch abgekürzt) geht die bereits vierte Staffel der 2010 gestarteten Serie neue, frappierende Wege. Frank Darabonts Zombies, wie immer qualitativ klasse und stets brutal blutig, ersticken jede Möglichkeit auf Frieden und Ruhe, aber die größte Gefahr ist wieder mal der Mensch selbst.

Und das trotz einer bösartigen Grippe, deren Ausbruch die Flüchtlinge, die sich im Knast vor einer bedrohlichen Welt verstecken, wie die Fliegen sterben lässt – was kreuzunheimlich und viel furchteinflößender ist als die stolpernden Untoten rundherum. Die Krankheit steckt in den Menschen, die gewissermaßen von innen heraus verdorben sind. Das klingt schon nach Erbsünde und auch sonst wird an biblischen Plagen nicht gespart.

Die größte Gefahr ist wieder mal der Mensch selbst

In den abermals 16 Episoden werden die Protagonisten aus ihrem Paradies, der Gefängnisburg, vertrieben, nachdem die nutzlose Quarantäne ihren strukturellen Zusammenhalt bereits ausgehöhlt hat. Ein echter Krieg bricht aus und danach irren versprengte Überlebende umher, auf der Suche nach Terminus, dem nächsten Utopia, das doch nur eine Kannibalen-Falle ist. Aber schon zuvor zerschlagen sich alle Hoffnungen und Illusionen.

Da die Figuren intensiv ausgearbeitet sind, geht ihr Exodus, ihre tiefe Traumatisierung, schwer an die Nieren. Sie verlieren alles, das wenige Glück, die Atempause einer Mini-Zivilisation, ihre geistige Gesundheit, mitunter ihre Menschlichkeit. Mehr denn je werden die psychischen Kosten sichtbar, die diese unbarmherzige Survival-Umwelt ihnen abverlangt. Töten, egal wen, sogar geistig verwirrte Mädchen, ist eine Notwendigkeit.

Was sind wir geworden? Die Antwort fällt erschreckend aus

Diesem Überlebenskampf ordnet sich alles unter. Was sind wir geworden? ist eine packende Frage, deren Antwort auf vielfältige, differenzierte Art erschreckend ausfällt. Die Unmöglichkeit, jemals wieder etwas aufzubauen und sei es nur für ein paar Tage, manifestiert sich in erschütternder Klarheit. Und diese unter Herbstlaub verwildernde Welt ist beeindruckend perfekt – auch wenn es offenbar weder Wal-Marts noch MacDonald’s gibt.

Aber dort suchte ja schon Romero Zuflucht, was diese Gartenlaubenlandschaft mit ihrem idyllischen Bewuchs als angenehme Alternative ausweist. Darin entwickelt die Gruppe, selbst wenn sie separiert wird, inzwischen alle Fertigkeiten, mentaler und handwerklicher Art, um in diesem langsam zuwuchernden Zombieland zu überleben. Denn die netten Leute sind alle längst gestorben. Und mit denen hier legt man sich besser nicht an.

Ein Gedanke zu „The Walking Dead (4. Staffel)“

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