Die Poetin

Die Poetin Cover

Flores Raras, Reaching for the Moon, Bruno Barreto, BR 2013
Kinostart: 10.04.2014

In seinem vorwiegend englischsprachigen Biopic nimmt sich der brasilianische Regisseur Bruno Barreto („Vier Tage im September“) dem 15-jährigen Lebensabschnitt der Dichterin Elizabeth Bishop auf dem Landsitz der Architektin Lota de Macedo Soares an. Wie die New Yorkerin, die sie den Pulitzerpreis gewinnen wird, ihre Schreibblockade mit einer lesbischen Liaison ungestört von bürgerlicher Moralenge überwindet, schildert das altmodische Melodram sensibel, aber überaus konventionell und geht emotional nicht sonderlich in die Tiefe.

„Herr der Ringe“-Eowyn Miranda Otto darf sich als melancholisch-ängstliche Alkoholikerin, die in jeder Hinsicht verletzlich ist, vorteilhaft entfalten – ihr steht mit der Brasilianerin Glória Pires als resolut-schroffe Architektin des berühmten Flamengo Parks in Rio de Janeiro ein konträrer Charakter gegenüber. Tracy Middendorf komplettiert das Liebesdreieck, hat aber nur wenige blasse Szenen als eifersüchtiges Gifttier, was ein wenig seifenoperhaft wirkt, aber jeder Situation immerhin subkutane Anspannung verleiht.

Sensibles, aber überaus konventionelles altmodisches Melodram

Diese Fragilität ist in dem nuancierten Beziehungsdrama im 50ies-Retro-Chic immer spürbar, wo verletzte Gefühle und Unglück stets nur einen Augenblick entfernt sind. Mit zunehmender Laufzeit werden die Bonmots („Pessimismus hat mich noch nie enttäuscht“) seltener, dafür die Lebenslinien mit politischen Entwicklungen verzahnt – der (von der CIA mit begangene) Militärputsch ändert das Klima in Rio –, aber nur oberflächlich angerissen. Interessanter schon ist die erdfarben fotografierte Enklave des Trios am See, erbaut in den klar-geschwungenen Formen des legendären Baumeisters Oscar Niemeyer und gestaltet vom Landschaftsarchitekten Roberto Burle Marx.

Ihre Leidenschaften lässt Barreto seine Figuren kaum ausleben, dafür bleibt sein Ansatz zu trocken in einer mitunter etwas halbherzigen Biografie, die genau wie die Cinemascope-Aufnahmen des stilsicheren „Mad Men“-Dekors ausfällt: hübsch anzusehen, aber alles ein bisschen zu nett und geglättet. Das hätte man eher aus Hollywood, denn aus Brasilien erwartet. Was nicht heißt, „Die Poetin“ hätte nicht die Kraft, auch behutsam zu berühren.

Sir Real

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