The Borderlands

Wackelfrei, aber schreckensintensiv: Drei Kirchendetektive dokumentieren per Headcam ein angebliches Wunder und lernen das Fürchten.

The Borderlands Cover

Elliot Goldner, GB 2013
DVD/BD-Start: 11.04.2014
Story: Ein vermeintliches Wunder samt Videobeweis hat den an seinem Glauben zweifelnden Deacon und den säkularen Techniker Gray in eine alte Kapelle im provinziellen England gebracht. Im Auftrag des Vatikans montieren sie mit Relator Mark Überwachungskameras, um die paranormale Aktivität aufzudecken.
Von Gnaghi

Der Found-Footage-Film der Woche (oder sollte man sagen: des Tages?) könnte sogar jene bekehren, die dieses Formats inzwischen überdrüssig sind; auf jeden Fall unterhält er Fans des Fachs überraschend gut mit Humor, Hirn und happigem Horror. Newcomer Elliot Goldner zeigt Schund wie „Devil’s Due“, wie man es besser macht: Subtil, aber intensiv nutzt er Motive aus „Die Fürsten der Dunkelheit“, „Der Exorzist“ und „The Wicker Man“.

Im beachtlich wackelarmen Wechsel zwischen Kopfkamera-POV-Shots und fest installierten Big-Brother-Linsen entwickeln plastische Charaktere witzige Buddy-Komik und fallen mit smarten Gesprächen über Glauben und Gott, Christen- und Heidentum auf. Als abgeklärte Berufsskeptiker im Auftrag des Heiligen Stuhls vermuten der robuste Schotte Deacon (Gordon Kennedy) und der arrogante Mark (Aidan McArdle) den üblichen Betrug.

Teuflische Kräfte aus vorchristlicher Zeit

Ihre „Der letzte Exorzismus“ ähnelnde Grundannahme erwartet jedoch ein mögliches Gotteswirken und nicht teuflische Kräften aus vorchristlicher Zeit, die in dem Altbau von 1260 ihr Unwesen treiben. Die creepy location, eine Landkapelle im abgelegenen Nordwesten, wird unheimlich, sobald der junge Pater fortgeschickt und der Altarraum vom agnostischen Technikfreak (Robin Hill aus „Kill List“) mit Mikros verwanzt wird.

Echte Technik statt „Ghostbusters“-Parawissenschaften: Gekonnt nähert sich Goldner mit passenden Pointen qualitativ dem Schrecken, erinnert mit einer uralten Präsenz, die in den Katakomben unter dem Gemäuer auf Seelen lauert, an Lovecraft und Carpenters „Die Fürsten der Dunkelheit“, kennt mit persönlicher Schuld und Ritual-Priester Calvino seinen „Exorzist“ und ebenfalls den heidnischen Todeskult nach Art von „The Wicker Man“.

Cool, spöttisch, morbid und ziemlich beunruhigend

Weder erzählt er damit Neues, noch ist er ein Epigon. Cool, spöttisch, morbid und ziemlich beunruhigend begegnet er Tempeln von als Gott angebeteten Geistern, die von der Kirche verdammt wurden, ohne jene zu zeigen. Das verleiht dem so viel Schrecken. Auch beim klaustrophobischen Ende im finsteren Labyrinth zählt die Angst vor der Dunkelheit, nicht der Spezialeffekt, in einem der besseren Exemplare seiner Zunft.

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