DVD/BD-Start: 11.04.2014
Der Found-Footage-Film der Woche (oder sollte man sagen: des Tages?) könnte sogar jene bekehren, die dieses Formats inzwischen überdrüssig sind; auf jeden Fall unterhält er Fans des Fachs überraschend gut mit Humor, Hirn und happigem Horror. Newcomer Elliot Goldner zeigt Schund wie „Devil’s Due“, wie man es besser macht: Subtil, aber intensiv nutzt er Motive aus „Die Fürsten der Dunkelheit“, „Der Exorzist“ und „The Wicker Man“.
Im beachtlich wackelarmen Wechsel zwischen Kopfkamera-POV-Shots und fest installierten Big-Brother-Linsen entwickeln plastische Charaktere witzige Buddy-Komik und fallen mit smarten Gesprächen über Glauben und Gott, Christen- und Heidentum auf. Als abgeklärte Berufsskeptiker im Auftrag des Heiligen Stuhls vermuten der robuste Schotte Deacon (Gordon Kennedy) und der arrogante Mark (Aidan McArdle) den üblichen Betrug.
Ihre „Der letzte Exorzismus“ ähnelnde Grundannahme erwartet jedoch ein mögliches Gotteswirken und nicht teuflische Kräften aus vorchristlicher Zeit, die in dem Altbau von 1260 ihr Unwesen treiben. Die creepy location, eine Landkapelle im abgelegenen Nordwesten, wird unheimlich, sobald der junge Pater fortgeschickt und der Altarraum vom agnostischen Technikfreak (Robin Hill aus „Kill List“) mit Mikros verwanzt wird.
Echte Technik statt „Ghostbusters“-Parawissenschaften: Gekonnt nähert sich Goldner mit passenden Pointen qualitativ dem Schrecken, erinnert mit einer uralten Präsenz, die in den Katakomben unter dem Gemäuer auf Seelen lauert, an Lovecraft und Carpenters „Die Fürsten der Dunkelheit“, kennt mit persönlicher Schuld und Ritual-Priester Calvino seinen „Exorzist“ und ebenfalls den heidnischen Todeskult nach Art von „The Wicker Man“.
Weder erzählt er damit Neues, noch ist er ein Epigon. Cool, spöttisch, morbid und ziemlich beunruhigend begegnet er Tempeln von als Gott angebeteten Geistern, die von der Kirche verdammt wurden, ohne jene zu zeigen. Das verleiht dem so viel Schrecken. Auch beim klaustrophobischen Ende im finsteren Labyrinth zählt die Angst vor der Dunkelheit, nicht der Spezialeffekt, in einem der besseren Exemplare seiner Zunft.