DVD/BD-Start: 11.04.2014
Klar ist „Savaged“ Exploitation pur – aber auf hohem Niveau: Der Indie-Horror, der trotz Minimalbudget Beachtliches leistet, folgt dem rabiat drastischen „I Spit on Your Grave 2“ in der Disziplin des unlängst wiederbelebten Rape-&-Revenge-Rachenputzers. Aber Michael S. Ojeda („Lana’s Rain“) verknüpft dies mit einer okkult-übernatürlichen Geistergeschichte, eine weibliche Ausführung von „The Crow“, mit Gewalt und Gefühl.
Wobei die Reanimation der zarten Zoe (Amanda Adrienne so liebenswert wie Shera Bechardim in „Sweet Karma“ – und ebenfalls taubstumm) auf heiliger Apachen-Begräbnisstätte mehr an „Friedhof der Kuscheltiere“ und „Evil Dead“ erinnert. Die grazile Blondine ist nun vom Geist ermordeter Indianerhäuptlinge besessen und nimmt Blutrache an einem Rassistenpack für erlittenes Unrecht eines ganzen Volkes, während ihr Körper verrottet.
Zuvor hat sie auf dem Weg zu ihrem Verlobten eine Rothaut vor dem Lynchmob einer Rednecksippe bewahren wollen, wofür diese sie entführen, vergewaltigen (das wird zum Glück weitgehend ausgespart) und feixend totquälen. Die hassenswerten Kotzbrocken, verortet zwischen „The Hills Have Eyes“, „The Last House on the Left“ und den Manson-Maniacs sind die stolzen Nachfahren eines Südstaaten-Brigadegenerals.
Gegen die – sehr glaubhaften – rassistischen Drecksschweine ziehen die Geister ihrer verratenen und ermordeten Opfer in den Partisanenkrieg. Der große Manitu massakriert die Söhne von Kriegsverbrechern und Völkermördern – die krude B-Splatterfassung von „Lone Ranger“. Zwar legt Zoe wie eine Indianerkriegerin mit Ritualfolter los, als hätte Hieronymus Bosch eine Hillbilly-Hölle gestaltet, aber Ojeda zeigt lange nicht jede Bluttat.
Mit übernatürlichen Kräften holt sich der Dämon einen Skalp nach dem anderen, im Namen aller Minderheiten, denen der weiße Abschaum Schaden zufügte. Eile ist geboten, denn die nur zwischendurch zu Bewusstsein Gelangende zerfällt immer mehr – die Basis eines Melodrams. Ihr schwarzer Verlobter Dane, bald in der Hand der Mörderbande, sucht seine Totenbraut, womit er ein tragisches „Romeo und Julia“-Kapitel aufschlägt.
Furios und ohne Bremspedal geht Ojeda in seiner auf eine vergleichsweise kurze Agonie folgenden, extensiven Revancherunde in die Vollen. Sowohl, was groteske Brutalität betrifft, als auch eine Herzen brechende Emo-Packung aus Trauer, Schmerz und Wut. Eine Liebesmoritat sozusagen, deren spirituelle Dimension die derbe Härte sublimiert und dadurch keinen nennenswerten Widerspruch zu gefühlvoller Todesromantik mehr bildet.
Nicht jeder Effekt ist gelungen, speziell die digitalen sehen lausig aus; sonst aber herrscht gute alte Handarbeit vor in einem Werk, dass nicht nur oft an Roger Corman erinnert, sondern auch nebenbei sein Fanwissen der B-Filmgeschichte präsentiert. Ojeda schafft es, wenn auch sicher nicht für jeden Geschmack, einer aus den ewigen Jagdgründen reinkarnierten Voodoopuppe Seele und bewegende Momente einzuhauchen.