Kinostart: 15.05.2014
Feind hört mit: Das oft gemeinsam arbeitende Doku-Duo Niels Bolbrinker und Roswitha Ziegler („Fliegen und Engel“) verbindet NSA-Abhörmanie, Verfolgungswahn und den derzeitigen technologischen Quantensprung zu einem suggestiven Mosaik, das besorgt, aber auch betörend ausfällt. Wer zwei Spiegel-Artikel zu dem Thema gelesen oder zwei Scobel-Sendungen dazu gesehen hat, weiß bereits mehr als die offensichtlich erstaunten Filmemacher, die mit einer sehr persönlichen Voice-Over-Erzählerin Verschwörungstheoretikern, etwa Harald Brems folgen.
Menschen wie er halten ihre psychischen und körperlichen Qualen für das Folterwerk geheimer Feldexperimente an der Bevölkerung; einerseits hat man Mitleid mit ihnen, andererseits schreien ihre schizophrenen Krankheitsbilder nach professioneller Hilfe. Hier sind sie froh, dass ihnen jemand zuhört. Und Bolbrinker/Ziegler tun dies, ohne ihre Aussagen zu hinterfragen. Recht unstrukturiert gehen sie Spuren nach, interviewen Experten wie Constanze Kurz vom Chaos Computer Club, besuchen NATO-Messen, wo die Aussteller von der Totalüberwachung schwärmen, oder sie lassen sich die Möglichkeiten von Mini-Drohnen und Strahlenwaffen erklären.
Wie passt das zusammen? Mitunter gar nicht. Ohne zu gewichten und werten stellen sie seriöse Forschung neben Horrorstorys von Verschwörungsspinnern, nutzen Quellen unterschiedlicher Qualität und Glaubwürdigkeit. Eine Sammlung zu Lüge und Täuschung, Macht und Gewalt, die selten kritisch nachhakt und sogar Zusammenhänge konstruiert. Ein Ausblick auf die Zukunft, der gar nichts beweist, aber von großem Unbehagen geprägt ist. Man kann das leicht als Quatsch abtun, der den geheimdienstlich-militärischen Komplex mit unerklärlichen medizinischen Phänomenen engführt, täte den Film aber damit Unrecht.
Den Sonderlingen mit ihren Ortungswanzen im Kopf geht die Doku gewiss nie genug nach, um Beklemmung auszulösen – die Aussagen der Experten tun dies hingegen sehr. Auch wenn die Filmemacher der Faszination ihrer Paranoiker und Mythen (der Berliner „Sendermann“) erliegen, so erzeugen sie mit Luftaufnahmen aus Drohnen wenn schon keine beängstigende, so doch eine hypnotische, vor Konspiration vibrierende Atmosphäre. Wenn sie philosophisch-kulturell einordnen, dass psychische Wahnvorstellungen magischer Art auf Technologien übertragen werden und damit manchmal ins Schwarze treffen, ist es nicht das Prophetische, das stimuliert, sondern die Gedankengänge, die in dem empathisch-engagierten Essay inspirieren.