DVD/BD-Start: 28.04.2014
Nicolas Cage kämpft weiter wacker gegen seinen Schuldenberg an, weshalb der Starmime in Trash wie „Drive Angry“ oder „Ghost Rider“ auftaucht, zuletzt aber in dem Indie-Milieudrama „Joe“ eine Kostprobe seines Könnens abgab. Auch dieses gut besetzte B-Movie hat die richtigen Ambitionen, involviert mit flachen Standardfiguren und normierter Story aber einfach nicht genug, um Cage ein kleines Zwischenhoch zu bescheren.
Länger erweckt der Spanier Paco Cabezas, der 2007 mit dem makabren argentinischen Horrorthriller „The Appeared“ debütierte, den Eindruck, er wolle ein Rip-Off von „96 Hours“ veranstalten und Cage als rot sehenden Vater im Terrain von Liam Neeson („Non-Stop“) wildern lassen. Nach kurzen Ansätzen zum Revanchereißer, inklusive brutalen und kompromisslosen Furor, steht aber ein herbes Drama um Schuld und Gewalt an.
Denn statt dumpfer Glorifizierung von Bürgerrache geht es Cabezas um die tödlichen Folgen eines Selbstjustiz-Exzesses, der eine Entwicklung in Gang setzt, die allen Beteiligten nur Tod und Verderben bringt. Eine fatalistische Gewaltspirale beginnt, die Familie und Freundschaften zerstört. Wer sich mit der Russenmafia anlegt, muss unter Folter erfahren, dass diese von der Kette gelassenen Bluthunde brutaler sind als man selbst.
Dabei setzt eine Tragödie von bitterer Ironie, ermöglicht durch eine alte Sünde, diese Entwicklung in Gang – die späte Strafe des Schicksals für ein Verbrechen, dass Paul als 17-jähriger mit titelgebender Pistole beging. Der Bruder des Opfers nimmt nun seinerseits grausam Rache – Pasha D. Lychnikoff („Stirb langsam 5“) spielt ihn furchteinflößend. Der Rest der Cast beeindruckt wenig (v.a. Danny Glover; passabel: Peter Stormare).
Das Script bleibt ausbaufähig, harte Action flackert nur gelegentlich auf. Eigentlich regieren Schmerz und Verzweiflung, was Cabezas aber formal und inhaltlich nichtssagend löst. Deshalb packt diese Verkettung destruktiver Entscheidungen, dem mörderischen Echo der Unterwelt und den selbst provozierten Folgen vergangener Taten kaum. Der Aussage „no child should pay for his father’s debts“ fehlt es an fesselnder Untermauerung.