Kinostart: 08.05.2014, DVD/BD-Start: 07.11.2014
Auch Mädchen denken nur an Sex: Titel und Poster von Dokumentarfilmerin Jannicke Systad Jacobsens erfolgreichem Spielfilmdebüt sind provokanter, als die liebenswert-harmlose, angenehm unverkrampfte Dramödie ist – kein norwegischer „Schulmädchenreport“ oder Skandal-„Kids“, sondern ein einfühlsam-witziges Coming of Age auf den Spuren von Lukas Moodyssons freilich unerreichtem „Raus aus Amal“.
Jugend forscht: Endlich erzählt jemand einmal aus weiblicher Perspektive und auf Augenhöhe von den Nöten rund um Liebe, Sex und Erwachsenwerden. Die alleinerziehende Quadratschädelmutter, eine eifersüchtiges Frenemy-Püppchen und der verlogene Frauenschwarm stempeln Alma dafür zum Außenseiter ab – eine Geschichte von Einsamkeit und Erniedrigungen eines von seinen Sexfantasien gebeutelten Backfischs.
Dem Pubertier in seinem natürlichen Habitat begegnet Jacobson gewiss mit gnadenlos komischen Grausamkeiten, aber auf eine entwaffnend-verständnisvolle Art statt mit Misanthropien eines Todd Solondz („Willkommen im Tollhaus“). Somit verrät sie die sympathisch-schüchterne Hauptfigur (Helene Bergsholm) nie, während das Mauerblümchen bemitleidenswert-peinliche Versuche unternimmt, erwachsen zu werden.
Auch wenn eine vollkommen Normale zur Paria abgestempelt wird, umschifft die lockere Komödie in hingehauchten Farben Stereotypen weitgehend, stellt Frust am Kaffsoziotop und Zukunftsträume ehrlich dar und drückt all jene Gefühle aus, die die Mädchen kaum artikulieren können – mit einigem Feel-Good, etwas Topf-Deckel-Maxime, aber genügend Reife und Verständnis für jene, die ihren Platz im Leben leidensvoll suchen.