Turn Me On!

Das sexuelle Erwachen eines Mädchens in der norwegischen Provinz: frech-authentische Komödie mit gehörigem Teen-Blues.

Turn Me On Cover

Få meg på, for faen, Jannicke Systad Jacobsen, NO 2011
Kinostart: 08.05.2014, DVD/BD-Start: 07.11.2014
Story: Im nordwestnorwegischen Bergdorf Skoddeheimen wird die 15-jährige Alma von ihrer Libido und erotischen Tagträumen überwältigt. Aufgrund einer Lüge des von ihr angehimmelten Artur mobben Mitschüler und Mutter das Mauerblümchen. Lediglich die rebellische Freundin Sara hält heimlich zu ihr.
Von Thorsten Krüger

Auch Mädchen denken nur an Sex: Titel und Poster von Dokumentarfilmerin Jannicke Systad Jacobsens erfolgreichem Spielfilmdebüt sind provokanter, als die liebenswert-harmlose, angenehm unverkrampfte Dramödie ist – kein norwegischer „Schulmädchenreport“ oder Skandal-„Kids“, sondern ein einfühlsam-witziges Coming of Age auf den Spuren von Lukas Moodyssons freilich unerreichtem „Raus aus Amal“.

Jugend forscht: Endlich erzählt jemand einmal aus weiblicher Perspektive und auf Augenhöhe von den Nöten rund um Liebe, Sex und Erwachsenwerden. Die alleinerziehende Quadratschädelmutter, eine eifersüchtiges Frenemy-Püppchen und der verlogene Frauenschwarm stempeln Alma dafür zum Außenseiter ab – eine Geschichte von Einsamkeit und Erniedrigungen eines von seinen Sexfantasien gebeutelten Backfischs.

Von seinen Sexfantasien gebeutelter Backfisch

Dem Pubertier in seinem natürlichen Habitat begegnet Jacobson gewiss mit gnadenlos komischen Grausamkeiten, aber auf eine entwaffnend-verständnisvolle Art statt mit Misanthropien eines Todd Solondz („Willkommen im Tollhaus“). Somit verrät sie die sympathisch-schüchterne Hauptfigur (Helene Bergsholm) nie, während das Mauerblümchen bemitleidenswert-peinliche Versuche unternimmt, erwachsen zu werden.

Auch wenn eine vollkommen Normale zur Paria abgestempelt wird, umschifft die lockere Komödie in hingehauchten Farben Stereotypen weitgehend, stellt Frust am Kaffsoziotop und Zukunftsträume ehrlich dar und drückt all jene Gefühle aus, die die Mädchen kaum artikulieren können – mit einigem Feel-Good, etwas Topf-Deckel-Maxime, aber genügend Reife und Verständnis für jene, die ihren Platz im Leben leidensvoll suchen.

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