Kinostart: 24.07.2014, DVD/BD-Start: 05.12.2014
Seit den Tagen des ungewöhnlichen „Lilo & Stitch“ sowie dem Überraschungserfolgserstling von 2010 mag das Regie/Drehbuch-Team Dean Deblois und Christopher Sanders deutlich konventioneller zu Werke gehen. Aber dafür emotional noch stärker auftrumpfen in einem erstaunlichen Animationsnachfolger, der Gefühl, Komik und Action satt auslebt und trotzdem Coming of Age sowie Familienrückführung managt.
Statt Drachenjagd stehen nun Drachenrennen an, in einer Quidditch-artigen, rasanten 3D-Flugshow, von der DeBlois, erstmals alleinig Regisseur, gar nicht genug kriegen kann. Er beschränkt sich aber nicht nur auf den Fun-Faktor, um mit seinem nunmehr erfahrenen Piloten Hiccup die Schallmauer zu durchbrechen. Sondern schenkt dem Himmelsstürmer seine Mutter Valka sowie einen finsteren Feind, der alle Drachen kontrolliert.
Womit sich im positiven Sinne Sentimentalität und Pathos entfalten – leise Emotionen finden wenig, laute um so mehr Platz. Das steht im Geiste der Mehr-Manie, der auch diese Fortsetzung gehorcht, dabei dennoch unerwartet berührend und ebenso unerwartet traurig, mithin erwachsener, ausfällt. Gewiss bedient sich das Duo gängiger Fantasy-Motive von „Avatar“ bis „Herr der Ringe“, weiß alle diese Register aber fulminant zu ziehen.
Zentral sind wieder die mit viel Empathie und Liebe gestalteten, bedrohten Wildtiere, mit denen Drachenflüsterin Valka wie eine Jane Goodall in einem paradiesischen Idyll, einem „Caprona“-Land lebt. Das Toleranz-Edikt, sie nicht als gemeine Ungeheuer, sondern als intelligent-sanfte Kreaturen zu respektieren, lebt in Valka wie in Hiccup, der ihre Gabe geerbt hat und ganz nach ihr geraten ist, obwohl er sie nie kannte.
Dass auch der Vater sein Mädchen 20 Jahre vermisste, rührt wiederholt zu Herzen, besonders, da sich diese Familie rasch annähert und wieder in die Arme schließt. Weshalb eine Rettung mit Todesfolge schmerzvolle Bestürzung auslöst, zumal die populär-witzige Art nicht auf einen solchen Einschnitt vorbereitet. Den ein wahrer Schreckens-Ahab, der alle Monster und Menschen unterwerfen will, mit einem „Imperius“-Fluch veranstaltet.
Zwar ist Hiccup weiterhin der smarte „Wickie“ unter den starken Männern, seine Mission Diplomatie und Verhandeln, um Krieg zu vermeiden. Doch um Natur, Freiheit und Frieden zu schützen, zieht er als Kampfpilot in die Luftschlacht, die mit schierer Größe imponiert. Die Tage seiner unbeschwerten Jugend sind vorbei, Verantwortung und Häuptlingsamt warten auf den Heranwachsenden, der sich und seinen Platz im Leben sucht.
In mal düsterem, mal farbenprächtigen Detailreichtum zeichnet sich ab, dass mit manchen Tyrannen nicht verhandelt werden kann, sondern ihren Leviathanen die Stirn geboten werden muss, ein kleiner Wink an alle Assads und Putins dieser Welt. Zwei Riesendrachen, einer davon ein Eisspeier, der Frostskulpturen von C.D. Friedrichs „Das Eismeer“ aushaucht, treffen sich zum Kampf der Titanen als hätte Peter Jackson „Godzilla“ gedreht.
Da die dunkelste Stunde und der größte Triumph eng beieinander liegen, pumpt dieses Rundum-Sorglos-Paket für Familien unentwegt Attraktionen und Emotionen in seine schlanke Saga. Die entfaltet auch in Dramatik immer mit lockerem Humor ihre Magie um die wuselnde und apportierende Drachen-Zucht, die sich als des Wikingers und Kinogängers bester Freund empfiehlt und schon jetzt die Lust auf den nächsten Teil anheizt.