Kinostart: 29.05.2014, DVD/BD-Start: 09.10.2014 (Digital ab 25.09.2014)
Mit allen Vorzügen seines „Die Bourne Identität“ gelingt es Doug Liman, Hiroshi Sakurazakas hochgelobte Military-SF-Light-Novel „All You Need Is Kill“ von 2004 in einen wohlkonzipierten Blockbuster zu verwandeln. Dank Christopher „Die üblichen Verdächtigen“ McQuarries Script ist die Action keine selbstzweckhafte Protzerei, sondern dem Puzzle-Plot untergeordnet, der in einem Effektknüller der 175-Millionen-Kategorie steckt.
Tom Cruise liebt ja bekanntermaßen große Gegner, diesmal sind es Aliens, die Zeit und das Schicksal. Dennoch ist „Edge of Tomorrow“ weder Star-Vehikel noch Sinnlos-Spektakel. Angenehm uneitel spielt Cruise einen windigen US-Major und Pressesprecher, den ein sardonischer General (Brendan Gleeson als machiavellistischer Winston-Churchill-Typ) als Deserteur degradiert und als Schütze Arsch an vorderster Front verheizt.
Ergebnis: „Und täglich grüßt das Murmeltier“ bei den „Starship Troopers“ zu einer D-Day-Operation, die immerzu „Der Soldat James Ryan“ spielt. Darin wird ein Feigling, der nie eine Waffe abgefeuert hat, in einer gnadenlosen Dauer-Feuertaufe – ohne jedes Heldenpathos! – zu einer abgebrühten Kampfmaschine, für die jeder Tag Judgment Day ist, denn er stirbt stets in dem Massaker, das die endgültige Niederlage der Menschheit besiegelt.
Aber: „We are masters of our fate“. Taumelt Cage anfangs durch die brutale Welt, in die er geworfen wird, begegnet er der harten Amazone Rita (Emily Blunt, „Looper“), die seine Gabe, den Tag zurückzusetzen hatte und verlor. Mit ihr trainiert er mit seinem Kampfexoskelett, um das Omega-Wesen, das die CGI-Aliens und die Zeit kontrolliert, zu finden und zu eliminieren. Was einen Besuch im postapokalyptischen Louvre ergibt.
Das ist die Weltkriegsversion von „Ender’s Game“ in einer Zeitschleife. Darin fungiert Cruise als Crash Test Dummy, der nach jedem Fehlversuch exekutiert wird (Bonus für alle Tom-Cruise-Hasser: er stirbt geschätzte 1000 mal), bis er nicht mehr erträgt, dass Rita ihn ständig erschießt. Ausgerechnet das ist emotional etwas unterentwickelt, sowohl was die Tragik als auch die mehr behauptete als gefühlte Liebe beider betrifft.
Liman kennt aber viele ruhige Abschnitte und fokussiert auf das Menschliche, das wie in einem dramatischen Videospiel zu überleben versucht: Wenn Cruise im Minutentakt stirbt und immer wieder an der gleichen Stelle scheitert, schlaucht das schlaue Konzept schon mal, evoziert aber dann das Gefühl, in einem schwierigen Level schließlich weiterzukommen. Leider ist dies so sehr PG-13, dass man kaum einen Blutstropfen sieht.
Was angesichts des knallharten Geschehens fast absurd wirkt. Aber dennoch packt und auch beim Vordringen auf eigene Faust hinter feindliche Linien stets demonstriert, was der Krieg einem abverlangt. Mag Cruises Ausflug nach „Oblivion“ auch visuell hochklassiger gewesen sein, sein in oft dunkel-düsteren 3D vollzogener Kampf hat die bessere, mutigere Story, die ihm obendrein als unerkannten Retter der Welt den Ruhm vorenthält.
Klingt ja doch sehenswert… vielleicht sollte ich mich doch noch reinwagen. Und der Gedanke, Cruise im Minutentakt sterben zu sehen, hat durchaus auch was, hihi.