Honour

Nazi mit Herz gegen Islamofaschisten: der britische Ehrenmordthriller mit Paddy Considine schwächt seine Seriosität mit Klischees.

Honour Cover

Shan Khan, GB 2014
ohne deutschen Start
Story: Ihrer streng konservativen pakistanischen Einwandererfamilie ist die modern lebende Tochter Mona ein Dorn im Auge. In London engagiert die Mutter einen vormaligen National-Front-Straftäter, der als Kopfgeldjäger Monas Spur aufnehmen und sie töten soll. Das erzeugt bei diesem erstmals Gewissensbisse.
Von Sir Real

Ein ernstes Thema mit den Low-Budget-Mitteln von sozialrealistischem Drama und geschmeidigem Genrefilm trägt TV-Drehbuchautor und Regiedebütant Shan Khan vor, der Ehrenmorde, Parallelgesellschaft, Rassismus und Frauenfeindlichkeit in der pakistanischen Community Londons aufgreift. Darin wird eine junge, schöne Muslima (Aiysha Hart) zum Töten freigegeben, weil sie sich in ihr Gastland zu sehr integriert hat.

Als sie mit einem Panjabi-Jungen durchbrennen will, befiehlt die eiskalte Mutter (schauerlich gut: Harvey Virdi) Monas gewaltbereiten Brüdern, sie umzubringen, aber das Mädchen flieht und versteckt sich. Also soll ein verbitterter Ex-Sträfling und Rechtsextremist (ein tätowierter Paddy Considine, zuletzt in „The Double“ und „The World’s End“ , überzeugt) sie aufspüren und für die Ehre der Familie exekutieren.

Eine vorwiegend wenig subtile Konfrontation

Als sich beim zuverlässigen Killer jäh das Gewissen rührt und er der verängstigten Frau hilft, da deren Angehörigen die wahren Antagonisten sind – vornehmlich ihr bösartiger Bruder Kasim (intensiv: Faraz Ayub), der seine Befugnisse als Polizist skrupellos ausnutzt -, gräbt Khan nicht weiter nach Gründen, sondern begnügt sich vorwiegend mit wenig subtilen Konfrontationen, die dazu nicht sonderlich spannungsgeladen ausfallen.

Daraus gerinnt ein passabler, polierter Thriller, dessen nicht-lineare Erzählweise seine Ambitionen unterstreicht, ernst genommen zu werden. In der ersten Hälfte gelingt das mit einem Immigrantendrama tragischer Dimension, danach wendet Khan vordergründiges Genre-Regelwerk der ausgeleierten Sorte an, was Verfolgungsjagden und eines melodramatisches Ende beinhaltet, das zwischen B-Movie und TV-Film schwankt.

Ausgeprägter Rassismus von beiden Seiten

Die eigentlichen Themen leiden darunter: die tödliche, misogyne und fortschrittsfeindliche Tradition, die den Islam als Vorwand nutzt, um Frauen Liebe, Glück und elementare Rechte brutal zu verwehren, sie zu verraten und wie Ware zu verkaufen. Die intolerante Parallelkultur, deren negative Folgen sich europaweit ausbreiten. Anderes funktioniert besser, vor allem Rassenfragen und der ausgeprägte Rassismus von beiden Seiten.

Wenn Kasim zu Considine sagt: „Great Britain? These days are gone. You know it. You’re gonna be the minority“, ist das keine leere Drohung, sondern ein beklemmender Ausblick in unsere Zukunft, die sich nur von politischer Korrektheit verblendete Träumer nicht auszumalen trauen. Dann vibriert „Honour“ vor einer ungemütlichen Atmosphäre der Gewalt, die kaum Taten darzustellen braucht, um einem die Kehle zuzuschnüren.

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