7th Floor – Jede Sekunde zählt

Polierter Buenos-Aires-Thriller um einen verzweifelten Vater, den ein Kindesentführer unter Zeitdruck setzt.

7th Floor - Jede Sekunde zählt Cover

Séptimo, Patxi Amezcua, SP/RA 2013
DVD/BD-Start: 14.07.2014
Story: Als Anwalt Sebastián seine beiden Kinder Luca und Luna aus dem siebten Stock des Apartmentgebäudes seiner frisch geschiedenen Exfrau Delia abholt, verschwinden diese auf der Treppe nach unten spurlos. Sofort sucht Sebastián nach ihnen und fragt sich erfolglos durch. Dann geht ein Erpresseranruf ein.
Von Max Renn

Nach seinem bemerkenswerten Barcelona-Thriller „25 Carat“ sichert sich Patxi Amezcua in dem reinrassigen Old-School-Thriller spanisch-argentinischer Provenienz die Mitwirkung des namhaftesten argentinischen Mimen, Ricardo Darín („In ihren Augen“), sowie der seit „Das Waisenhaus“ international bekannten Spanierin Belén Rueda, die als geschiedenes Ehepaar ihre beiden jungen Kinder suchen.

Nach zehn Minuten Exposition sind die Kids fort, zunächst so „Spurlos“ wie bei Sluizer, doch bald nach Art von Polanskis „Frantic“ und Badhams „Nick of Time“, die ja ihrerseits Bezug zu Agatha Christie und Alfred Hitchcock nehmen, der auch hier Pate stand. Die in jeder Hinsicht dezente, aber hervorragend performende Dramaturgie, in deren Dienst sich der Stil unauffällig stellt, verzichtet auf einen gängigen Actionparcours.

Agatha Christie und Hitchcock standen Pate

Es stehen Stress und (Zeit)Druck, mithin die psychische Verfassung Sebastiáns im Fokus. Anders als Johnny Depp kann Darín nicht nur toll aussehen, sondern auch gut schauspielern. Wie dieser soignierte Sanftmütige erst das Wohnhaus besorgt um Hilfe bittet, um bald im Versuch, die Hintergründe zu eruieren, wie Liam Neeson in „Non-Stop“ jeden zu verdächtigen, zeigt das Drama eines erpressbaren Bürgers im Ausnahmezustand.

Als seine Paranoia um sich greift und Verdachtsmomente gegen jeden aufflackern, lässt er Moral und Gesetz mehrfach hinter sich, weil er glaubt, der Zweck heilige die Mittel – eine wiederholte Fehleinschätzung. In den nur 83, aber sehr konzise geschilderten und geschickt fotografierten Minuten Spielzeit rennt er schließlich durch die Millionenmetropole, die wie das wohlhabende Apartmentgebäude alteuropäisches Fair verströmt.

Bedient virtuos Elternängste

Zwar ist Amezcuas Werk nichts, was teuer oder sonderlich verzwickt ausfällt, hält mit plausibler Psychologie und einigen Finten aber am Rätseln, auch wenn der exakt eine Twist sich auf halben Wege abzeichnet. Ein guter Imbiss für Zwischendurch, wenn auch haarscharf an einigen Logiklöchern vorbei schrammend, aber mit mit bittersüßem Ausgang und kompetent durchgeführtem Rosenkrieg, der Elternängste virtuos bedient.

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