Some Velvet Morning

Zwei-Personen-Geschlechterdrama à la August Strindberg – mit Stanley Tucci als kontrovers Hassliebender.

Some Velvet Morning Cover

Some Velvet Morning, Neil LaBute, USA 2013
DVD/BD-Start: 02.10.2014
Story: Fred hat nach 24 Jahren seine Frau verlassen und steht nun vor der Tür von Velvet, mit der er einmal eine Affäre hatte. An ihren freien Tag nistet sich der Überraschungsbesuch bei ihr ein, bedroht und manipuliert sie erst verbal, dann körperlich. Velvet ist zu höflich, um den aggressiven Gast der Tür zu verweisen.
Von Sir Real

Neil LaBute kehrt zu seinen Ursprüngen als Bühnenautor zurück und rückt nahe an sein Indie-Debüt von 1996, als er mit „In the Company of Men“ einen schweren Machtspielbrocken zwischen Frauen und Männern effektuierte. Sein Zynismus und die Misogynie bleiben vordringliche Ausprägungen auch in dieser großen Hommage an sein ihm sehr verwandtes Vorbild, den schwedischen Dramatiker August Strindberg.

Stanley Tucci („Die Tribute von Panem“) und Alice Eve („Star Trek: Into Darkness“) sind die zwei gutbürgerlichen Teilnehmer eines Theaterstücks, das ferner die Einheit von Ort (ein lichtes Haus) und Zeit (die 84 Minuten sind sozusagen ungekürzt) einhält. Beide agieren sehr natürlich, LaBute filmt klar und konzentriert, ohne Ablenkungen wie Polanski in „Venus im Pelz“, aber lange nicht so irrwitzig-brillant wie „Der Gott des Gemetzels“.

Psychoduell mit einem seelischen Krüppel

Wenn Velvet Fred hereinlässt und dann nicht mehr loswird, auf seine Provokationen und Aggressionen eingeht, sich auf den Streit einlässt und immer mehr Gefangene in ihrem eigenen Haus wird, mag das weder als Psychoduell mit einem seelischen Krüppel, noch als Notiz über Liebe und Hass, Attraktion und Abstoßung, Sexualität und Gewalt, Dominanz und Submission sonderlich zu fesseln. LaBute war schon mal intensiver.

Die Situation bleibt konstruiert und will einfach nicht plausibel werden – was jedoch seinen Grund hat. Verachtet man LaBute zunehmend für seine kontroverse Manier, Männer als Schweine zu betrachten und Frauen als gehemmt genug, um ihre Opfer zu werden, krönt er dieses Rollenspiel mit einer zynischen, raffinierten Pointe. Darüber mag nicht jeder lachen können, sie zwingt aber zur Revision und mischt alle Implikationen neu auf.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.