Kinostart: 10.07.2014, DVD/BD-Start: 10.10.2014
Dies ist kein Musikfilm der angesagten US-Indie-Rocker „The National“. Und auch keine Tour-Doku, obwohl der Regisseur das ursprünglich avisierte. Der indes das unbedingt komische wie anrührende Porträt zweier gegensätzlicher Brüder hervorbrachte, mithin von sich selbst und dem Leadsänger der Band. Eine mutige Art der Selbstherapie, die Bruderdynamiken aufzeigt, zügig und munter, hinreißend und herzöffnend einen schmerzhaften Reifeprozess schildert. Anlass ist die High-Violet-Welttournee der New Yorker, für die Leadsänger Matt Berninger seinen neun Jahre jüngeren Slacker-Bruder Tom als Roadie einspannt, der unbedarft mit der Videokamera anrückt.
„Hast du irgendeinen Plan für den Film?“, fragt der professionelle, bürgerliche Erfolgsmensch seinen ihn um seine Berühmtheit beneidenden und deshalb depressiven Versagerbruder. Hat er nicht. Der alkoholsüchtige Chaot und Schlock-Amateurfilmer ist ein echtes Kalb, ein Metalhead, der James Hetfield verehrt, die (richtig gute) Musik von „The National“ für „pretentious bullshit“ hält und in der Annahme, Sex & Drugs & Rock’n’Roll zu erleben, voll über die Stränge schlägt. Er geht allen dermaßen auf die Nerven, bis ihn der Tourmanager feuert. Dass dieser Jack-Black-Spongo nicht zum Empfang bei Barack Obama – Fan der Band! – darf, kann der sensible, kaum präsentable Junggeselle nicht verwinden.
Unbefangen thematisiert er dies in einer fast schon psychoanalytischen Collage, in der auf erfrischende Weise zwei unvereinbare Kreativitätsarten und Charaktere aufeinanderprallen: Ordnung und Chaos, die Mentalitäten eines Erwachsenen und die eines Kindskopfs. Tom gelingt als Regisseur das Kunststück, so nuanciert und furchtlos seine Schwächen zu reflektieren, dass das Ringen des schwarzen Schafs seiner Familie um Anerkennung und Selbstwertgefühle richtig rührt; dass man ihm seine Verantwortungslosigkeit verzeiht und sich die respektvolle Toleranz wünscht, die ihm schließlich zuteil wird. Somit ist diese Doku, in der Bühnenauftritte nur kurze Momentaufnahmen darstellen, der Herzenswunsch einer ganz und gar liebenswerten Nervensäge.
Danke für den Tipp!