I Origins

Schleppendes Indie-Sci-Fi-Drama um einen Forscher, dessen Entdeckung ihn mit mystischen Dimensionen konfrontiert.

I Origins Cover

Mike Cahill, USA 2014
Kinostart: 25.09.2014
Story: Der junge Mikrobiologe Ian erforscht mit seiner Erstsemester-Assistentin Karen die Evolution des Auges. Als ihm ein Durchbruch bei der Konstruktion gelingt, stirbt seine mysteriöse Freundin Sofi. Sieben Jahre später entdeckt er bei einem Augentest seines Sohns mit Karen Sofis einzigartiges Irismuster wieder.
Von Max Renn

Was wäre, wenn es Reinkarnation wirklich gäbe? Nichts gegen Buddhismus light, aber Mike Cahills Zweitwerk nach seinem starken Einstand „Another Earth“ ist ein schleppendes Lo-Fi-Indiedrama mit dem Flair einer auf zwei Stunden gestreckten Kurzgeschichte. Erst das Ende belohnt für die lange Zeit selbstgefällige, schneckenlahme und prätentiöse Mühsal über den Uralt-Konflikt zwischen Szientismus und Mystik.

„I Origins“ bewegt sich im Spannungsfeld von Wissenschaft contra Religion, Rationalität versus Spiritualität, Evolution gegen Kreationismus. Und will einen überzeugen, nicht Zahlen, sondern Gefühlen zu vertrauen. Derweil bedient das noch jedes Sundance-Independent-Klischee in Hipstern, Ästhetik, Manier, Look und (flächiger Ambient)Musik – was mir glatt egal wäre, wenn denn die Lovestory nur Gefühle evozieren würde.

Mit metaphysischer Tiefe und Bedeutung aufgeladen

Aber sie lässt einen vollkommen unberührt, ist ohne Chemie zwischen Michael Pitt („Die Träumer“), der Gott widerlegen will und einer viel zu rätselhaften Astrid Bergès-Frisbey (aus dem vierten „Pirates of the Caribbean“). Beiden fehlt darstellerisches Charisma, womit die Ganz-Nahe-Handkamera mit ihren angestrengten Bildausschnitten, die sich das Unwort „arty-farty“ wahrlich verdient, besonders augenfällig wird.

Weder Stil noch mittelprächtige Schauspieler lassen einen andocken, ihr intimes Miteinander ist fürchterlich „poetisch“ und „sinnierend“. All das Rätselhafte wirkt aufgesetzt und überzogen, ebenso wie der Versuch, alles mit mysteriöser metaphysischer Tiefe und Bedeutung aufzuladen. Er, der Intelligent Designer, der den weißen Pfau (Gott?) trifft. Dazu die steif-blasse Brit Marling – locker ist nur Steven Yeun („The Walking Dead“).

Nicht Zahlen, sondern Gefühlen vertrauen

Wieso sich das Darben dennoch rentiert, ist der magische Moment, als Ian in Indien das Straßenkind Salomina findet, nachdem er Echos eines früheren Lebens mit seinem Iris-Präzisionstest entdeckt hat. Cahill vermittelt die Ausmaße und Auswirkungen der Reinkarnation und schafft das mit einem Ende, das ungemein berührt und zum Nachdenken über Vorbestimmung und Schicksal einläd – Gläubige gleichermaßen wie Atheisten.

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