Kinostart: 16.01.2014, DVD/BD-Start: 01.08.2014
Zhangke Jia (Goldener-Löwe-Gewinner mit dem poetisch-politischen „Still Life“) hat aus sich vier knapp überlappenden Episoden ein toxisch-nihilistisches Gesellschaftspanorama über das Reich der Mitte gebraut, wo ungefiltert und eindringlich Underdogs, einfache Bürger und unterprivilegierte Wanderarbeiter in einem Land am Nullpunkt – klimatisch, moralisch, menschlich – ihre (Auto)Aggressionen ausleben.
Mit „Ein Hauch von Zen“ hat die drastische Abrechnung mit dem modernen China, in dem ein kalter Kapitalismus regiert, nur den Impuls gemein. Alles dreht sich um Geld und Käuflichkeit, jeder kennt den Preis, aber keiner den Wert des Lebens; weshalb Menschlichkeit nicht auf der Strecke bleibt, sondern in Amokläufen mit der Schrotflinte zerfetzt wird. Ein Gesellschaft, die bis ins Mark korrupt ist, kennt keine Gerechtigkeit.
Es gilt das Recht des Stärkeren und Gewalt ist eine standardmäßige Umgangsform, alle sind dermaßen materialistisch, egoistisch und unter Druck, dass ihr Ventil plötzliche Eruptionen von Brutalität ist. Aber wo man auf sterbende Pferde schonungslos einprügelt und Störenfriede mit der Schaufel krankenhausreif schlägt, da züchtet sich ein gewissenloser Staatsapparat Verbrecher, Raubmörder und Terroristen heran.
„The gods were to blame“: Dies serviert Jia kalt und gallig, als wäre er ein Verwandter von Takeshi Kitano („Sonatine“). Er findet neben der Revenge-Tour an jedem, der ein Schwein ist (also allen Mächtigen) samt grauenvoll realistischen Schusswunden auch zu leisen Beziehungstragiken. Und zieht schwarzhumorig die Halbautomatik dem Handy vor, um all den sexuell, seelisch und sozial Erniedrigten etwas Luft zu verschaffen.
Ein Gedanke zu „A Touch of Sin“