Kinostart: 24.07.2014, DVD/BD-Start: 06.11.2014
Wieso der lediglich respektable Film Noir von Yi’nan Diao („Night Train“) den Goldenen Bären gewann – und nicht der phänomenale „Boyhood“ – wird das Geheimnis der Jury-Tröten der diesjährigen Berlinale bleiben. Zumal auch der pechschwarze Episoden-Schocker „A Touch of Sin“ das Reich der Mitte nachdrücklicher porträtierte – nur der lief eben nicht in Berlin. Aber der lakonisch-kunstvolle Arthaus-Stil weiß auch zu gefallen.
Mordspuren in Kohle und Schnee: Nachgerade legendär lapidar spannt Diao seine dialogarme Kriminalgeschichte um eine Mordreihe auf. Diese weist gewiss eine geringe Spannungs- und Handlungsdichte auf, aber das macht die unbewegte Diktion wett. Eine oft feste Kameraführung, wodurch manches apart außerhalb der Kadrage geschieht, eine düstere Soundkulisse und, selten, Moll-Melancholien erhalten das Interesse.
Auch die expressive Lichtsetzung unterstreicht den Gestaltungswillen in einer sonst unpolierten Arbeiterästhetik lauter Geräusche und benutzter Second-Hand-Oberflächen, deren Realismus dadurch etwas Surreales gewinnt. Zeitlich leicht verschachtelt erzählt Diao von einem kaputten Ex-Cop, der sich in eine veritable Femme Fatale verliebt, was Thriller und Romanze streift, soziale Tristesse, Gewaltausbrüche und trockenen Humor kennt.
Die Montage verleiht ein gewisses Tempo, das dem informell-alltäglichen Völkchen sonst abginge, wo Trübsal respektive ein kalter Winter das Land in ihrem festen Griff haben. Die Zivilpolizisten sind mit allen Befugnissen Ordnungshüter und Gestapo in einem, die schöne Witwe eine verschlossene Verlockung. Als alles aufgeklärt ist, steht eine subtil-ausdrucksstarke Sozialnote über die Benachteiligung von Frauen im Raum.
http://www.youtube.com/watch?v=4Yqp5lTV71g
Ein Gedanke zu „Feuerwerk am helllichten Tage“