Enchanted Doll

Psychologische Gruselmystery, die überinszeniert, aber schräg und schick Schizophrenie, Verlust und Verdrängung vermengt.

Enchanted Doll Cover

Gui Xian Sheng, Wang Song, C 2014
ohne deutschen Start
Story: Nach der Scheidung versucht der mit gespaltener Persönlichkeit lebende Schriftsteller Brando sich mit seiner 13-jährigen Tochter Zippo zu versöhnen, indem er mit ihr einige Tage in einer Bergvilla verbringt. Ein stummer Gärtner und die sexy Schwester des Besitzers lösen seltsame Geschehnisse aus.
Von Gnaghi

Diktaturen mögen keine Horrorfilme, vermutlich, da sie ihr subversiven Potenzial fürchten, die unkontrollierbare Beschwörung des Unterbewusstseins. Mir ist keiner aus Nazideutschland bekannt, dieweil die Weimarer Republik für ihre kunstvolle „dämonische Leinwand“ weltberühmt war. Gleiches gilt für Festlandchina, aus dem mir bislang nur „Suffocation“ begegnete, der selbsternannte „first chinese psycho movie“.

Eine optisch leckere, ätherische Bewältigungs-Allegorie dichtet hier Wang Song, der eher das Schräge und Bizarre lustvoll raunend vorführt, was trotz Wesen im Wandschrank und Voodoo-Puppe keineswegs unheimlich gerät. Zumal auch Nachtszenen hell gestaltet sind und der Protagonist in einer Doppelrolle als Schizophrener ununterbrochen mit sich selbst spricht und dabei der beste Kumpel seiner zweiten Persönlichkeit ist.

Trotz Voodoo-Puppe keineswegs unheimlich

Damit entsteht ein gewitzt-wirres Buddy-Movie, dem eine vom Drang dauernd originell zu sein geleitete Regie überinszenierte Verspieltheit verleiht, derweil sie mit psychologischen Stereotypen hantiert. Was trotz Symboldauerbeschuss sehr flach bleibt. Dafür thront die Villa wie ein Bergkloster über dem kahlen Gestrüpp des Winterwalds, der in fahlen Farben zu gefallen weiß und von einem zierlichen Score untermalt wird.

Viel Mysteriöses und wenig Handfestes bestimmt das ganz modern und in der Ästhetik des sauber geputzten neuem Mittelstands erstrahlende Psychorätsel, in das sich das Übernatürliche wie selbstverständlich integriert. Gleichwohl steht nur vereinzelt Iieks und Gegrusel an, erschreckend ist bestenfalls die wechselhafte Qualität mancher Pixeleffekte. All das bleibt überwiegend ansehnlich, aber auch ohne echten Mehrwert.

Überkonstrukt um Imagination, Amnesie, Trauer und Verdrängung

Eine abgeschiedene Welt zu erschaffen, gelingt nie ganz überzeugend. Und der Twist wie aus der Feder Sebastian Fitzeks („Noah“) folgt mit dem Überkonstrukt um Imagination, Amnesie, Trauer und Verdrängung nur bekannten Pfaden. Außerdem rührt er nicht. Was auch dem weichgespülten Lavendelkitsch am Ende zuzuschreiben ist. Dennoch: Interessant ist „Enchanted Doll“ allemal, aber kein Vergleich zu „Rigor Mortis“.

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