Kinostart: 04.09.2014, DVD/BD-Start: 22.01.2015
„Wir sind hier nicht bei Hitchcock!“, empört sich die alte Kassandra Mrs. Brennan (Geraldine Chaplin). In der Tat nicht: Mit Overacting im „Psycho“-Modus geht der Versuch eines Teeniethrillers zwischen Zielgruppen-Hochglanz und rau-dunklem Teint auch als Telenovela-Psychodrama und Tussi-verliert-den-Verstand-Mystery durch. Eine reine stilistische Spielerei, die ernste Dramatik bemüht, aber kaum Substanz bietet.
Die Spanierin Spanierin Isabel Coixet, deren Turf sonst elegische Melos sind („Das geheime Leben der Worte“), ermöglicht der britischen „Game of Thrones“-Mimin Sophie Turner ihren ersten Kinoauftritt in der losen Adaption von Cathy MacPhails Jugendroman. Coixets Faible für Frauen in Doppelexistenzen schlägt sich in dem Böser-Zwillings-Motiv nieder, das sich aus (Asia-)Horror wie „Unborn“ speist, aber nie ausgearbeitet wird.
Pubertät als Alptraum, dunkle Familiengeheimnisse, Verfolgungswahn um eine Doppelgängerin, Eheprobleme – das böte Tiefgang, wenn die Konflikte nicht unecht, die Figuren flach, die klumpigen Teenklischees meterhoch aufgestapelt wären. In dieser Sammlung glatter Standards dominieren Softsongs, die irgendwie „düster“ sind und Coixet nutzt die Gruselgarnitur aus dunklen Gängen, finsteren Gestalten und Schatten.
Das ist schicksalsschwanger, billig suggestiv und hysterisch, holt zu wabernder Spannungsmusik nur schwingende Schaukeln, verhexte Fahrstühle oder splitterndes Glas hervor: Dräuendes aus der Mottenkiste und verschmierte Wimperntusche. In einem blau-schwarzen Look aus Unschärfe und Halbnahen entfesseln Horrormomente wildes Kameragefuhrwerke – was ästhetisch uninteressant und selbst symbolisch trostlos ausfällt.
Gleiches gilt für das künstliche psychologische Konstrukt, das unbedarft Aronofskys „Black Swan“ folgt, aber dann für die Macbeth-Rolle keinerlei inhaltlichen Bezug herstellt. Schließlich entwickelt sich noch eine banale Lovestory mit steif stammelnden Teens – „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ zeigt, wie reif und espritvoll sowas sein kann. Und wer wirklich Kunstvolles über Doppel-Ichs sucht, findet dies bei „Enemy“.
Trailer (nur auf spanisch)