Blood Ties

Blood Ties Cover

Guillaume Canet, FR/USA 2013
DVD/BD-Start: 25.09.2014

Guillaume Canet, der den überkonstruierten, aber fesselnden „Kein Sterbenswort“ inszenierte, nimmt sich in seinem mit beachtlicher Schauspielprominenz hochgerüsteten US-Debüt den französischen Thriller „Rivals“ (OT: „Les liens du sang“) vor, bei dem er selbst die Hauptrolle spielte. Darin wie hier stehen sich zwei Brüder auf beiderlei Seiten des Gesetzes gegenüber, was den Brooklyner Polizisten Frank (Billy Cudrup, „Almost Famous“) in Gewissenskonflikte stürzt, als er seinen frisch aus dem Gefängnis entlassenen Bruder Chris (Clive Owen, „Words and Pictures“) bei sich aufnimmt und dieser bald wieder auf die alte schiefe Bahn gerät.

Das Remake ist auch in der gekürzten Fassung noch 21 Minuten länger als das Original, erzählt aber haarklein dieselbe Geschichte: Ein Brüderdrama um Familien-Banden und Familienbande, im ansehnlichen, ausgebleicht-hellen Retro-Chic eines 70er-Jahre-Crime-Epos, das in Milieu und Zeitkolorit auf dem Terrain eines Martin Scorsese agiert. Oder einem seiner unbesungenen Nachfolger, Co-Drehbuchautor James Gray („Little Odessa“, „The Yards“), jedoch weit von beiderlei Qualitäten entfernt. Marion Cotillard („Inception“), Mila Kunis („Black Swan“), Zoe Saldana („Avatar“), James Caan („Der Pate“), Noah Emmerich („Die Truman-Show“) und Lili Taylor („The Conjuring“) stehen auf der ellenlangen Liste von Charakter- respektive Gangsterköpfen. Starpower verleihen sie trotzdem keine.

Kommt ohne echtes Storytelling aus

Bemerkenswert allein, wie der Cop Gewalttäter und Charakterschwein ist, sein krimineller Bruder indes Familiensinn und Aufrichtigkeit beweist – und sich mit einem originellen Businessplan zu sanieren gedenkt: er eröffnet ein Bordell. Mit seiner Gemahlin als Puffmutter. Es sind eben die 70ies! Ansonsten schneckt Canet ziellos dahin, folgt lakonisch dem Lauf der Zeit von Ärger, Gewalttaten, Razzien, Hochzeiten und Todesfällen, und er kommt dabei irgendwie ohne echtes Storytelling aus. Seine erlesen ausgelutschte Anfertigung des trägen Scripts drosselt jeden Impact. Damit fehlt den unterentwickelten Ausprägungen von Wahlverwandtschaften, Blutsbrüderschaft und ärgerlichen Agnaten der Grip – den Canet erst im finalen Clou nachreicht.

Max Renn

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