Kinostart: 17.07.2014, DVD/BD-Start: 11.12.2014
Im vierten Part der „Transformers“-Reihe, der Auftakt einer neuen Trilogie, ändert sich nur wenig, doch das wirkt sich entscheidend aus: Mit Shia LaBeouf und Megan Fox verabschieden sich Teentölpel und Vollzicke, wofür die sympathischen Mark Wahlberg („Lone Survivor“) mit Filmtochter Nicola Peltz („Die Legende von Aang“) Comedy-Dialoge, sowie Stanley Tucci („Die Tribute von Panem“) – neu! – Selbstironie beisteuern.
Und schon funktioniert eine Vater-Tochter-Freund-Komödie und Babes sind menschlich, selbst wenn man durch ihre Beine filmt. Denn natürlich dreht wie immer Michael Bay mächtig den Kleine-Jungs-Fetisch auf, bietet peinlich überzogene Coolness in Prunk-Werbeclip-Ästhetik. In gefälligen Glanzfassaden startet der übertechnisierte Frenetik-Filmer sein Kunterbunt-Bummbumm aus Boliden, Bässen, Bimbos und Bomben.
In einer ausgewachsenen Apotheose des Explosiven, Motto: „got ammo?“, startet er sein hämmerndes Streubomben-Feuerwerk, bei dem die Raketen ins Wohnzimmer fliegen. Er saugt die Action wie ein Monstermagnet an, findet in der Fusion von avancierten CGI, Dynamiken und Detonationen – gemessen in Frames per Second – bisher Ungesehenes. Unter spektakulär aufgedonnert geht gar nichts. Größenwahn in Perfektion.
Schwindelerregende Höhen haben es ihm angetan: Drahtseilakte am Raumschiff, Luftkämpfe in Michigans Wolkenkratzer-Canyons, Extremklettern über den Dächern Hongkongs. Im Kern hat dieses Söldner-Maschinen-Musical aber Sinn für Humor, charmant-kuriose Szenen, witzig aufgelegte Darsteller, Texanische Romeo-und-Julia-Gesetze und Chinesen in Fahrstühlen. Drei Ansätze nun, dem etwas näher zu begegnen:
Der Untergang des Abendlandes dauert diesmal 165 Minuten. Wenn man dieselbe Zeitspanne seinen Kopf gegen eine Wand schlägt, hat man a) die gleichen Schmerzen, b) das gleiche Schwindelgefühl und c) die gleiche Intelligenzminderung. Nur kostet es nichts. Dies galt für die Vorgänger, hier wäre es unfair. Okay: Je länger es dauert, desto schwacher wird der Sinn. Aber der (für Bay) elaborierte Plot ist nicht mehr semi-debil zu nennen.
Ein Forschungs-Quantensprung beim Transformium entpuppt sich als gefährliches Spiel mit Alien Technology und gemahnt an Cyberdyne Systems und sein Skynet-Programm („Terminator“). Der militärisch-industrielle Komplex entfaltet sich, es regiert das Gesetz des Rüstungsfortschritts und die Fußangeln globaler Joint Ventures. Dann machen sich in China vom Band laufende Killerdrohnen selbständig – „RoboCop“ als Destruction Derby.
„You cannot stop technology“: Das gilt auch für Michael Bays Werk selbst, das mit gewiss paradoxer Ironie auf die Hybris all jener verweist, die mit Hitech-Armeen den Weltfrieden (unter US-Herrschaft) sichern und daraus resultierende Reichtümer nach ihrer Façon aufteilen wollen. Aber es kommt auf den Unterschied von Maschinen mit und ohne Seele an, weiß Bay, der selbst organisches Leben in metallisches verwandelt.
Nicht nur in einer Projektion, die Felswand-Kino ergibt, steckt ein eigenartiger Hochglanz-Atavismus. Die „Seed“-Waffe der Alieninvasionsflotte löschte einst die Dinosaurier aus und hinterließ Metallsaurierskelette in der Arktis. Nun liefern sich mythische Kinderzimmerdrachen, Urzeitmonster und Mecha-„Godzillas“ einen Kampf der Titanen zum Fantasy-Theater eines „Thor“. Ein Zirkel aus Wiedergeburt, Krieg und Kriegern.
Also reine Transformation, um auf den ursprünglichen Gehalt zu kommen. Am schönsten aber ist es, wenn sich Bay zu Musikvideos hinreißen lässt, er die Poesie von Pop-Hymnen auspackt, was gemeinsam mit dem grotesken Gigantismus, seinem absurden Gaga-Modus und den gut aufgelegten Schauspielern, die irre Materialschlacht als einen großen Spaß zu betrachten, ein sehr lässiges Product-Placement-Delirium ergibt.