La distancia

La distancia Cover

aka The Distance/Der Abstand, Sergio Caballero, SP 2014
ohne deutschen Start

Sergio Caballero, Direktor des Sónar Musikfestival in Barcelona und Ausrichter des sich jedem Verständnis verweigernden, stoischen Experimentalwerks „Finisterrae“, geht seinen kompromisslosen Weg unbeirrt fort. Wieder buchstabiert er mit einer Avantgarde-Komödie das Absurde durch, alle Konventionen und Rezeptionsgewohnheiten verachtend und den skurrilen Humor durchweg deadpan darbietend. Die Handlung? Nun ja: Drei auf russisch rein telepathisch kommuniziere Zwerge, Scumek, Baransky und Vólkov, sollen im Auftrag eines siechen österreichischen Künstlers (erkennbar an der Lederhose und dem toten Kanickel) „den Abstand“ aus einem abgelegenen sibirischen Kraftwerk rauben.

Eine Story findet nicht statt, wenigstens nicht nach normalen Maßstäben, denn Caballero begeistert sich allein für seine Seltsamkeiten. Und zwar so konsequent sinnlos und anti-dramaturgisch, dass während der Vorführung gut ein Viertel der Besucher vorzeitig die Flucht ergriff. Gewiss, die trocken-versteckte Komik ist nur für extrem Geduldige – doch die werden mit einer surrealen Hommage an Andrej Tarkowskis „Stalker“ belohnt (in „Finisterrae“ war es noch Luis Buñuels „Die Milchstraße“).

Pures Kultpotential für wahre Dadaisten

Neben seiner bizarren Vorliebe fürs Russische beweist Caballero Fähigkeiten als Sounddesigner und lässt in der postapokalyptischen Brachlandschaft vor Industrieruinen Maschinen summen und hallen, sofern aus dem Radio nicht Frauenschreie anstatt Musik dringen. Dazu lassen sich verliebte Schornsteine, Las-Vegas-Orakel, obszöne Genital-Gags, Yoko-Ono-Schinken und die Tokio-Kreuzung-Kugel entdecken. Dies ist an Obskurität schwer zu überbieten, obendrein kaum mit einer landläufigen Auffassung von Film vergleichbar und deshalb pures Kultpotential für wahre Dadaisten.

Sir Real

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