Kinostart: 23.10.2014, DVD/BD-Start: 27.02.2015
Killing a Priest on Sunday: John Michael McDonaghs zweite Arbeit nach der Thrillercomedy „The Guard“ kann sich wieder auf den irischen Charakterkopf Brendan Gleeson („Edge of Tomorrow“) verlassen und fällt so sarkastisch und zynisch aus, dass der schwarze Humor nichts Befreiendes, sondern Belastendes hat – in einem provokanten Kreuzweg um Schuld und Sühne, gemäß dem Originaltitel: Calvary heißt Golgatha.
McDonaghs halbgarer Ansatz macht es einem nicht leicht: Er ist irgendwie schwarze Komödie, irgendwie Drama, irgendwie tragikomisch mit leichter Rührsal, irgendwie Whodunit mit dem Todeshauch von „Zwölf Uhr mittags“, irgendwie bitter philosophisch wie Jean Améry, irgendwie Transzendenzkino à la Robert Bresson frei nach „Tagebuch eines Landpfarrers“. Und an moralischen und intellektuellen Fragen hapert es nicht.
Neben Gleeson als Gottes einsamer Mann, der wie Jesus die Schuld der Welt trägt, hat die wunderbare Kelly Reilly („Heaven Is for Real“) die substantiellste Rolle als Tochter inne; sonst stehen der forcierten Tiefgründigkeit überzeichnet unterkomplexe Charaktere gegenüber, eine Parade aller Sünden, die nichts auslässt. Dies ist ein Panorama aggressiv alles Kirchliche und Klerikale mit voller Verachtung strafender Klischeefiguren.
Alles, was geschieht, scheint in seinem Nihilismus die Existenz eines gütigen Gottes widerlegen zu wollen, an Glaube und Zuversicht zu zersetzen – und das zu übertrieben massiert, um es noch ernst zu nehmen. Obschon McDonagh es todernst meint, die scharfen Dialoge und den Spießrutenlauf bösartiger Begegnungen mit seinem Tonfall aber wieder abzumildern versucht. Die Überfülle an Teufeln konterkariert er mit lauwarmer Haltung.
Doch was juckt einen diese geballte Gottesfinsternis, wo selbst das Vater-Tochter-Verhältnis kaum Nähe bedingt, und die ominöse Kraft der irischen Küstenlandschaft irgendwie ins Leere läuft? Die kaustischen Weisheiten sind gehaltvoller als in „The Zero Theorem“, der Zugang leichter als in „Kreuzweg“, das Niveau höher als in „Gott verhüte!“. Aber trotz existenziell-melancholischer Schwere bleibt ein schaler Thesenfilm-Geschmack.
Ging mir ähnlich. So gesehen ist “Calvary” als Fortschritt zu werten. Deine Zeit verschwendest du trotzdem lieber mit einem guten Film 🙂
Hmmm, nein. “The Guard” fand ich megascheiße.
Verflixt! Und generell nie nach Halb ins Bett gehen 😉
Zu spät gesehen. Sonntag ist schon vorbei.