Kinostart: 04.09.2014, DVD/BD-Start: 15.01.2015
Scott Derrickson, der mit „Der Exorzismus von Emily Rose“ und vor allem dem frenetischen Schocker „Sinister“ eine echte Leistungsschau des Horrors aufbot, setzt sein Faible fürs Religiös-Okkulte und dämonische Besessenheit fort. Und gemahnt bei der Adaption des „Tatsachenbuchs“ von Ralph Sarchie, dass er auch langweilen kann – wie mit seinem Remake „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ oder dem Script zu „Devil’s Knot“.
Dafür lässt er kein noch so abgenutztes B-Movie-Klischee aus, trägt in der überinszenierten Fusion aus Cop-Thriller und christlichem Horror viel zu dick auf, womit auch Eric Bana („Lone Survivor“) nur geringe Überzeugungskraft entwickelt. Das Lächerliche und Unheimliche halten sich die Waage, weil sich Derrickson einerseits für Geräusche im Dunkel viel Zeit nimmt, damit Spannung erzeugt und um keinen Schockeffekt verlegen ist.
Andererseits sind nicht nur manche Witzchen deplatziert, sondern vieles so bierernst und betont „böse“, dass es unfreiwillig komisch wird. Und das nicht erst Finale mit lautstarken Fauchen und Flackerlicht – dem gefühlt Hundertsten Exorzismus-Ritual der letzten zehn Jahre. Hier geht nicht Pazuzu, sondern der Jungler um, ein babylonischer Geist, der auf Latein und Spanisch beschworen wird (wieso denn nicht altpersisch?).
Der typisch lichtscheue Horror, in dem keine Glühbirne funktioniert – erklärt durch die Licht schluckende dämonische Macht – findet im Blauschwarz einer menschlichen Nacht statt, wo Dauerregen und die Todsünden-Morbidität eines „Seven“ obwalten. Routiniert und alles andere als profund spult Derrickson sein Stangenwaren-Programm ab. Aber damit will er sich nicht begnügen, sondern müht sich veritabel um Tiefgang.
Wobei man ihm beim Scheitern zusehen kann. Nicht nur ist durch den Prolog klar, was die übernatürliche Stunde geschlagen hat. Auch werden die Ansätze über Zombiesoldaten, die psychische Störungen und Finsteres aus dem Wüstenkrieg mitbringen, nicht vertieft. Es hätte eine beklemmende Annäherung an „Das radikal Böse“ wie bei Ruzowitzky werden können. Stimmungsvoll zumindest: die Verweise auf das Animalische.
Als Diskussion über Theodizee, Altruismus oder den Einfluss des Bösen auf unsere Taten aber versagt dies trotz Gebetstitel, Dauerpräsenz von Kruzifixen und Demonstration aller möglicher Schandtaten, einschließlich Kindstötung und Katzenkreuzigung. Wenn man sich schon auf einen wahren Fall beruft, dann bitte in der Qualität eines Period Horrors wie „The Conjuring“ um Ed und Lorraine Warren. Was für ein Aussetzer.
PS: Nicht zu verwechseln mit Ole Bornedals gleichnamigem expressionistischen „Wer Gewalt sät“-Gleichnis.
Auf jeden Fall! Allein deshalb schon wäre eine Verwechslung bedauerlichst.
Bornedals Film kenne ich. War eben tatsächlich mein erster Gedanke als ich den Titel las. Dessen Version ist demgegenüber aber definitiv sehenswert.
Äääääääääääääääääähm….. nein 😀 Spar ich mir.