ohne deutschen Start
Verschwand in „Siddharth“ ein kleines Kind unauffindbar, ist es nun ein Vater, nachdem seine Angehörigen vergeblich suchen. Statt eines indischen Sozialdramas wählt Richie Mehta jetzt als Ansatz eine kanadisches Mystery, die Melodrama und Beziehungen deutlich stärker als den SF-Aspekt der Zeitreise gewichtet. Mit dem TV-Look und der Anmutung einer „Outer Limits“-Episode gelingt es Mehta erst spät zu bewegen.
Ein Sense of Wonder und die verschlungenen Haken eines „Zurück in die Zukunft“ oder „The Butterfly Effect“ spielen keine Rolle, das sichtbar kleine Budget reduziert Technik und Effekte auf ein Minimum, um sich den Charakteren zu widmen. Aber ausgerechnet diese lässt die Regie nie ganz plastisch werden – Ausnahme: Die unterrepräsentierte Gillian Anderson („Akte X“) gibt als Mutter eine atemberaubende Probe ihres Könnens.
Es ist bezeichnend für ihre stockende Karriere, dass diese phantastische Schauspielerin nach der Hälfte abtreten muss. Ihre wenigen Szenen als depressiv-sensible Witwe berühren enorm – was sonst keinem so richtig gelingen will. Erst recht nicht Haley Joel Osment, dem einstigen Kinderstar aus „The Sixth Sense“, der mit seiner qualligen Physiognomie und den knubbelig-weichen Gesichtszügen wenig auszudrücken vermag.
Als Genie Erol geht er eher einen frappierend uncharismatischen „A Beautiful Mind“-Weg und hadert unentschlossen mit sich, was den schlaffen Plot aufhält, anstatt innere Konflikte greifbar zu machen. Denn eine fesselnde Story (oder gar großartige Gadgets) fehlen sowieso. Und dann überzeugt auch Rufus Sewell („Dark City“) als Vater ebenso wenig, zumal Mehtas Script die Figuren mit allerhand Motivationen überläd.
Diese verlassen nie ganz ihre manipulative Anlage, ebenso wenig wie Mehta seine emotionalen Karten richtig ausspielt. Aufregend geht anders – doch auch wenn der Forscherdrang fehlt, andere Welten und Zeiten auszukundschaften, das einfühlsame Familiendrama funktioniert. Die Protagonisten sind seit zwölf Jahren in einer fatalen Timeline gefangen – einer durch den Zeitsprung ausgelösten Parallelwirklichkeit.
Erol ist besessen davon, dies zu korrigieren und seine Familie wiederzubekommen. Doch darf man die Realität so einfach für eine andere opfern? Seine Freundin ist schwanger und will diese gemeinsame Geschichte nicht verlieren, das „Like Father, Like Son“-Problem metaphysisch. Das Recht auf Leben ist konventionell aufgezogen und es gibt nichts, was „Alles eine Frage der Zeit“ nicht zwei Stufen überwältigender löste.
Dennoch: Spät, aber nicht zu spät folgt ein Emo-Impact, der den schrecklichen Fehler, seine Familie verlassen zu haben, revidiert, einer, der all der tragischen Niedergeschlagenheit und der Sehnsucht nach einem glücklichen gemeinsamen Dasein eine angemessene Wirkung verleiht.