Hercules

Muskelmassiv Dwayne Johnson im antiken Actionabenteuer, das Humor, Familienwerte und Traumata patent-kompakt verpackt.

Hercules Cover

Brett Ratner, USA 2014
Kinostart: 04.09.2014, DVD/BD-Start: 02.01.2015
Story: Mit seiner eingespielten Söldnertruppe nährt Herkules seinen Ruf als Halbgott, der Sagenungeheuer tötet. Als ihn König Cotys gegen bare Goldmünze engagiert, Thrakien vom brandschatzenden Warlord Rhesus zu befreien, bildet Herkules eine unerfahrene Bauernarmee aus – und erlebt eine böse Überraschung.
Von Gnaghi

Als vor wenigen Monaten Renny Harlins unironisch-unterirdischer „The Legend of Hercules“ erschien, was das Gejammer groß (wir stimmten mit ein). Die deutlich mehr Hoffnungen weckende Version von Brett Ratner, der mit seiner „Rush Hour“-Reihe und „X-Men – Der letzte Widerstand“ belanglos blieb, ist zwar keine Erleuchtung, aber immerhin mehr als ein anständiges, klassisch aufgezogenes Abenteuer für die ganze Familie.

Hübsch ironisch demontiert Ratner fast alle Mythen als Märchen für ein leichtgläubiges Volk, während Skeptiker der Flunkerei der diese Legende befeuernden Söldner nicht auf den Leim gehen. Angereichert mit augenzwinkernd-trockenem Humor machen Herkules (wieder einmal eine gute Wahl: Dwayne „The Rock“ Johnson) und seine Mannen klar, dass es um den Ruf geht, um den Glauben: Die Welt benötigt eben Helden!

Monster sind psychologischen Ursprungs

Der größte Fan des vermeintlichen Halbgotts ist deshalb wohl ein kleiner Junge, der wie ein „Spider-Man“-Enthusiast auftritt und Herkules wie einen Comic-Heroen der Antike bewundert – der dankt es mit rührendem Umgang mit dem Kind. Hinter all dem steht ein ernster Drama-Tonfall: Das eingespielte Team, das mit einem Hauch von „Die glorreichen Sieben“ dem Volk das Wehrhandwerk lehrt, besteht fast nur aus Kriegsgeschädigten.

Vor allem der stumme Tydeus (Aksel Hennie aus „Headhunters“), der allnächtlich Soldatengräuel durchlebt, ebenso Herkules, der die Träume über seine getötete Familie mit sich trägt. Monster sind hier psychologischen Ursprungs, eine seelische Bürde und ein gelungen-tragischer Nukleus, der die Söldner wie eine Familie verbindet, darunter noch Autolyus (Rufus Sewell, kürzlich in „I’ll Follow You Down“) und einen ungenierten Mythenmetz.

Kampf gegen das Unrecht

Mit einem zynischen Augur (Ian McShane aus dem vierten „Piraten der Karibik“), der stets fehlerhaft seinen eigenen Tod prophezeit und einer Amazone – eine so behände Bogenschützin, als wäre sie mit Elfe Legolas verwandt – gibt es komische und kämpferische Highlights. Dann werden durch klingenbestückte „Ben Hur“-Streitwagen in Unterzahl lange Schlachten gewonnen, bei denen es so gerade noch jugendfrei zur Sache geht.

Aber manchmal streiten Söldner eben für die falsche Seite, weil Gut und Böse so trügerisch wie der Wahrheitsgehalt mancher Sagen ist. Eine Wende um Verräter und Intrigen, Machtkalkül und brutale Tyrannei ermöglichen John Hurt („Alien“) und besonders Joseph Fiennes („Elizabeth“) Shakespearesche Auftritte. Womit der Kampf gegen das Unrecht zur Gewissensfrage und mit absolut angebrachten Pathos ausgetragen wird.

Die Welt benötigt Helden

Außer im Schluss-Spektakel hält sich Ratner mit Übertreibungen vergleichsweise zurück und meidet in seiner losen Adaption eines Comics von Steve Moore die Fantasy-Akrobatik von „300“ bis „Kampf der Titanen“. Weshalb sich eine Schwert-und-Sandalen-Geschichte entwickeln kann, die Platz zum Atmen erhält und postmodern ohne tradierte Erzählmuster aufzubrechen weiß, dass man kein Halbgott sein muss, um ein Held zu werden.

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