Hin und weg

Hin und weg Cover

Christian Zübert, D 2014
Kinostart: 23.10.2014, DVD/BD-Start: 26.03.2015

Hannes, gespielt von Florian David Fitz aus „Jesus liebt mich“, hat ALS – Amyotrophe Lateralsklerose, die unheilbare Muskellähmung, an der auch Stephen Hawking leidet. Er platzt damit beim Familientreffen raus und radelt mit seinen erwachsenen Geschwistern und deren Anhang am nächsten Morgen in die Niederlande, wo er Sterbehilfe in Anspruch nehmen will. Und dem am Drehbuch beteiligten Christian Zübert („Dreiviertelmond“) fällt absolut nichts ein, um die Rad-Movie-Dramödie, die komödiantisch mit platt und bewegend mit bemüht vertauscht, mehr als zäh und so gerade noch annehmbar zu gestalten.

Schwer zu glauben, dass derselbe Mann mal „Lammbock“ inszenierte und erst kürzlich die Vorlage für den urkomischen „Dampfnudelblues. Ein Eberhoferkrimi“ schrieb. Der fast identische „Morgen Mittag bin ich tot“ ist nicht nur um Längen besser, gleiches gilt auch für den ähnlichen „Meine Schwestern“. Aber beide sind pure Kinoglücksfälle und es kann ja nicht jeder deutsche Film so hochklassig sein. Ergo steckt das namhafte Ensemble, darunter Jürgen Vogel (zuletzt in „Stereo“), im Beziehungssumpf, sondert prüdes Verklemmungs-Gestammel ab und im Betretenheits-Gehege sind selbstredend all furchtbar besorgt und befangen.

„Morgen Mittag bin ich tot“ ist um Längen besser

Weswegen sie selten gelöst agieren und selbst dann noch unlocker sind. Vielleicht, weil sie sich Schlammcatchen zu Feel-Good-Rock der übelsten Sorte liefern müssen. Von Leuten, welche die simpelsten Dinge nicht aussprechen können, fordern die groben Drehbuchdialoge, alles zu problematisieren und zickig herumzuzanken. Hier wird streng nach Zahlen gemalt und die meisten Szenen sind nicht wirklich ausgereift. Für charakterliche Feinheiten bleibt „Hin und weg“ viel zu unterentwickelt.

Aber gerade diese wären für eine „lebensbejahende, inspirierende Hymne“ (Presseheft) erforderlich. Sobald Zübert auf „behutsam“ umschaltet und berüchtigte „Einfühlsamkeitsmusik“ auflegt, kullern bei den Darstellern Tränen, die der Zuschauer nicht spürt. Wenn die Gags wenigstens fantasievoll wären – doch die Panne-Pointen über Sex, Tunten und Swingerclubs werden gar für klägliches Moralgewürge missbraucht. Die Radtour besteht vorwiegend aus herumsitzen, warten und ein paar hilflosen Floskeln zu Freundschaft, Partnerschaft, Leben und Sterben. Bis zum letzten Gang.

Thorsten Krüger

3 Gedanken zu „Hin und weg“

  1. Das Thema ist ja auch interessant. Da ließe sich sicher einiges draus machen. Schieben wir also alles auf den Regisseur und seine Vision vom Film. Der Schauspieler ist ja meist auch nur Angestellter der Filmproduktion.

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