ohne deutschen Start
Dass die Front in Ernst Gossners Kriegsdrama einmal nicht durch Verdun, sondern die Dolomiten und eine Familie verläuft, ist schon das ungewöhnlichste Merkmal einer Coming-of-Age und Familientragödie verbindenden Rekonstruktion der sogenannten Ersten Dolomitenoffensive im Sommer 1915. Dies wurde vom gebürtigen Tiroler fünf Jahre nach seinem Rassismus-Drama „South of Pico“ bereits 2012 unter unglückseligen Bedingungen gedreht – ein Blitzeinschlag verletzte mehrere Crewmitglieder, der Hauptdarsteller beendete den Film im Rollstuhl -, aber erst jetzt zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs veröffentlicht.
Die Kriegserklärung der Italiener an Österreich-Ungarn platzt in eine folkloreprächtige Hochzeitsfeier am Wildsee, wodurch Verwandte schlagartig zu Feinden werden. Der juvenile Sohn des Hoteliers, Anders (William Moseley, „Die Chroniken von Narnia“) zieht mit einem Notaufgebot Kaiserjäger los, um sich im Zinnenmassiv gegen die Kriegshetzer der Alpini zu befestigen. Was für ihn als naives Abenteuer beginnt, bringt ihm den Schrecken des Krieges und eine Soap-Bedrohung seiner im Tal versteckten italienischen Geliebten Francesca (Eugenia Costantini) durch finstere Gesellen.
Basierend auf einem mauen Script lässt sich Gossner zu sehr von Subplots ablenken, mit dem Ergebnis, dass er nichts richtig gerecht wird. Seine Regieleistung hätte zwei Level besser ausfallen müssen, um etwas auszulösen. Die konventionelle Wertigkeit kann sich zwar sehen lassen, aber er bringt weder Story, Figuren, noch Drama – trotz guter Schauspieler – zur Geltung und bleibt so schwach wie die Explosionen der Pyrotechnik. Trotz beeindruckender Panoramaschwenks über Gipfel und einem Cameo von Claudia Cardinale („Spiel mir das Lied vom Tod“) ein mittelprächtiges Gedenkwerk, das wenig Wirkung erzielt.
Danke für diesen Filmtipp.
HERZ-lichste Grüße
M.M.