Ein Sommer in der Provence

Lockere Generationen-Dramödie – ein oberflächlich ausgestaltetes Sommerferien-Feelgood-Movie mit Jean Reno.

Ein Sommer in der Provence Cover

Avis de mistral, Rose Bosch, FR 2014
Kinostart: 25.09.2014, DVD/BD-Start: 29.01.2015
Story: Großmutter Irène hat die Halbwüchsigen Léa, Adrien und ihren kleinen taubstummer Bruder Théo als ungebetene Überraschungsgäste auf den Olivenhof von Großvater Paul in der Provence mitgeschleppt. Diese rümpfen ausgiebig die Nase über den raubeinigen Bauern, den sie wegen eines Familienkrachs nie sahen.
Von Thorsten Krüger

War Rose Boschs Debüt „Die Kinder von Paris“ so richtig falsch und verlogen, kommt ihrem lichtdurchfluteten Zweitling, wieder mit Galliens Altstar Jean Reno, die malerische Landschaft der Provence zu Hilfe einer ansonsten nicht nur provençalischen Klischees mehr bestätigenden als aufbrechenden Familien-Konflikte-Annäherungs-Romantik-Rezeptur, die, verrührt mit 70ies-Wohlfühl-Pop, reichlich Familiensinn propagiert.

Bosch beweist relativ schlechtes Gespür für Menschen, beobachtet sie kaum, jagt ihr Ensemble lieber durch eine Traube an Standards und bemüht das Motto „wir bessern uns alle“. Der gehaltlosen Lockerheit entspricht, dass weder Dialoge, Figuren, noch Humor aufblühen, dass die konfliktären Schieflagen kaum ausgefochten werden, en passant verschwinden und sie der Region mit touristischen Folklore-Straßenfesten huldigt.

Drückt seine Botschaften ungeniert aufs Auge

Da darf die verzogene Facebook-Jugend sich als Ziege und Clown gerieren, ihre Allüren ausleben und dem Opa dafür die Schuld geben. Dessen Generation gibt sich einer verklärten Hippie-Vergangenheit randvoll mit Nostalgie-Kitsch hin. Dies folgt nur den seichtesten und bekanntesten Mustern und drückt einem seine Botschaften – Vorurteile abbauen und Respekt lernen, sowie: Drogen sind schlecht! – ungeniert aufs Auge.

Über all die Unreife der Charaktere und den Mangel an Wahrhaftigkeit gießt Bosch eine Feelgood-Tünche in der Kalkulation, dass das Kabbeln, Auf-und-ab und Sich-selbst-feiern auf der Leinwand seine gute Laune schon irgendwie auf den Zuschauer überträgt. Wer sich also nicht von einem Bravo-Boy als Drogendealer abhalten lässt und den dramaturgischen Mistralböen folgt, die durch die Büsche fegen, erfährt stereotype Zerstreuung.

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