Graceland

Erschreckend eindringlicher Geiselthriller aus Manila, wo zwei moralisch Korrumpierte für ihre Schuld bitter bezahlen.

Graceland Cover

Ron Morales, RP 2012
DVD/BD-Start: 10.11.2014
Story: Underdog Marlon schaut weg, wenn sein Arbeitgeber, der korrupte Politiker Changho, Minderjährige missbraucht. Als am Tag seiner Kündigung Marlons Tochter Elvie und die des Chefs – die dabei stirbt – entführt werden, fällt der Verdacht auf Marlon. Die Geiselnehmer zwingen ihn zum doppelten Spiel.
Von Thorsten Krüger

Der Philippiner Ron Morales, der sich seine Brötchen als Techniker für Hollywood-Murks wie „Der Lieferheld“ verdient, kehrt zwischendurch in seine Heimat zurück, um in der Metropolregion Manilas selbst zu inszenieren. Nach dem durchschnittlichen Drama „Santa Mesa“ legte er bereits 2012 dieses sowohl die Kehle zuschnürende als auch den Magen umdrehende Amalgam aus Suspensethriller, Nacht-Noir und Moraldrama vor.

Was sich bei uns gerne in elaboriert-gepflegter Hitchcock-Eleganz verliert, wählt hier einen rauen, direkten und packenden Zugriff: Ein in schmuddelig-schummriges Licht getauchter Giftspinnenkampf zwischen Arm und Reich, in fahl-ungesunder Farbarmut vor Dreck und Müll starrend. Eine bezeichnende Metapher dafür, wie wenig das menschliche Leben an Orten wert ist, wo Opfer auf der Müllkippe entsorgt werden.

Erschütternder Gossenrealismus

Im Fokus steht der mittellose Marlon (spielt so stark wie die anderen: Arnold Reyes), der mit Bauchschmerzen seinen Boss deckt und dafür entlassen wird. Dem dann Entführer mit Waffengewalt die eigene Tochter rauben, die des Politikers erschießen und ihn zum Lügen zwingen, damit sie das Lösegeld erpressen können. Ohne jede Chance, dies zu verhindern, wird Marlon anschließend von allen durch den Fleischwolf gedreht.

In dem schäbig-verwahrlosten, auch damit einen erschütternden Emo-Schock auslösenden Gossenrealismus, nimmt der Vater eines Opfers Rache für achtlose Verbrechen, an denen sich auch Marlon schuldig gemacht hat. Diese moralische Facette der Korruption lässt ermessen, wie sich Bestechlichkeit auf eine Gesellschaft auswirkt: Es sterben hilflose Mädchen. Mit dieser Schuld werden die beiden Männer nun konfrontiert.

Hat das Niveau von „Metro Manila“

Das Gericht der Selbstjustiz belangt sie für die Misshandlung Schutzloser, indem es noch mehr schauderhafte Verbrechen und Niedertracht begeht. Marlon kämpft gegen diese erbarmungslose Dynamik an, sitzt verzweifelt und zitternd im Schlamassel, ein gläubiger Katholik ohne Aussicht auf Erlösung. Diese – nicht hoffnungslose – Tragik hält das Niveau der erst danach entstandenen „On the Job“ und besonders „Metro Manila“.

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