Kinostart: 18.12.2014, DVD/BD-Start: 13.08.2015
Der wandelbare Olivier Assayas („Die wilde Zeit“) erforscht facettenreich, behände und fast schwerelos Gemüts- und Seelenzustände einer Diva. Sein transparenter Blick hinter die Kulissen ergibt ein ungeschminkt echtes Bild auf Celebrities, Theater- und Filmgeschäft – keine dieser Showbiz-Satiren wie „Maps to the Stars“, sondern erwachsen-hintersinniges Kino nahe Bergmans „Persona“ und Kiarostamis „Die Liebesfälscher“.
Galliens Star Juliette Binoche („Tausendmal gute Nacht“) spielt eine selbstgefällig-kapriziöse Aktrice (mithin ein auch wenig sich selbst), die ihre bodenständig-realitätsstarke Assistentin begehrt. Geschäftliches spielt ins Private über, mal als Mutter-Tochter-Verhältnis, mal als Sehnsucht nach Marias früherem Ich. Beim Einstudieren eines Theaterstücks überlagern sich Rollen und Personen, Masken und tiefe Persönlichkeitsschichten.
Und das ist nur ein Ausschnitt eines komplexen Meta-Geflechts, das in unendlich vielen Nuancen über das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit diskutiert. Eines, das subtil ein vielschichtiges Psychogramm durch vergangene und mögliche künftige Rollen entwirft. Vergangenheit und Gegenwart überlappen sich zu einem flirrenden, ambigen Lebens-Largo, das alle Schattierungen von figurativen bis realen Personen sondiert.
Zu Pachelbels „Kanon in D Dur“ entfaltet sich ein Dialogdrama zwischen zwei Frauen, teils in vier Wänden, teils vor Alpenpanorama, wo ein grandioses seltenes Wolkenphänomen, die Maloja-Schlange, metaphernstark aufzieht und in Arnold Fancks Kurzstummfilm „Das Wolkenphänomen von Maloja“ wiederholt beschworen wird. Prosa, Poesie und die Sehnsucht nach Jugend durchdringen sich wie im melancholischen „The Congress“.
Wie Robin Wright dort, sorgt auch hier die Bekanntheit von Binoche und „Twilight“-Girl Stewart für die Krönung des Genusses, da Assayas beide zu Höchstleistungen anspornt und dennoch eine ganz mühelose, geisterhafte Reflexion entworfen hat. Mit, ebenfalls treffend, der allgegenwärtigen Chloë Grace Moretz („Wenn ich bleibe“) als Hollywood-Küken sowie deutschen Nebenrollen, u.a. Lars Eidinger („Hell“) und Hanns Zischler.
Bei welcher Gelegenheit hast du ihn gesehen?
Danke für die Besprechung – ein beeindruckender, tiefsinninger und schöner Film.