Die Wolken von Sils Maria

Kristen Stewart und Juliette Binoche in einem vielschichtigen Psychogramm und faszinierenden Vexierspiel über Kunst und Realität.

Die Wolken von Sils Maria Cover

Clouds of Sils Maria, Olivier Assayas, F/CH/D 2014
Kinostart: 18.12.2014, DVD/BD-Start: 13.08.2015
Story: Vom überraschenden Tod ihres Entdeckers in eine tiefe Krise gestürzt, zieht sich die schwierige Starschauspielerin Maria mit ihrer jungen Assistentin Val in die Schweizer Berge zurück, um sich auf die Aufführung des Bühnenstücks „Maloja Snake“ an Seite von Hollywood-Jungstar Jo-Ann vorzubereiten.
Von Sir Real

Der wandelbare Olivier Assayas („Die wilde Zeit“) erforscht facettenreich, behände und fast schwerelos Gemüts- und Seelenzustände einer Diva. Sein transparenter Blick hinter die Kulissen ergibt ein ungeschminkt echtes Bild auf Celebrities, Theater- und Filmgeschäft – keine dieser Showbiz-Satiren wie „Maps to the Stars“, sondern erwachsen-hintersinniges Kino nahe Bergmans „Persona“ und Kiarostamis „Die Liebesfälscher“.

Galliens Star Juliette Binoche („Tausendmal gute Nacht“) spielt eine selbstgefällig-kapriziöse Aktrice (mithin ein auch wenig sich selbst), die ihre bodenständig-realitätsstarke Assistentin begehrt. Geschäftliches spielt ins Private über, mal als Mutter-Tochter-Verhältnis, mal als Sehnsucht nach Marias früherem Ich. Beim Einstudieren eines Theaterstücks überlagern sich Rollen und Personen, Masken und tiefe Persönlichkeitsschichten.

Flirrendes, ambiges Lebens-Largo

Und das ist nur ein Ausschnitt eines komplexen Meta-Geflechts, das in unendlich vielen Nuancen über das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit diskutiert. Eines, das subtil ein vielschichtiges Psychogramm durch vergangene und mögliche künftige Rollen entwirft. Vergangenheit und Gegenwart überlappen sich zu einem flirrenden, ambigen Lebens-Largo, das alle Schattierungen von figurativen bis realen Personen sondiert.

Zu Pachelbels „Kanon in D Dur“ entfaltet sich ein Dialogdrama zwischen zwei Frauen, teils in vier Wänden, teils vor Alpenpanorama, wo ein grandioses seltenes Wolkenphänomen, die Maloja-Schlange, metaphernstark aufzieht und in Arnold Fancks Kurzstummfilm „Das Wolkenphänomen von Maloja“ wiederholt beschworen wird. Prosa, Poesie und die Sehnsucht nach Jugend durchdringen sich wie im melancholischen „The Congress“.

Mühelose, geisterhafte Reflexion

Wie Robin Wright dort, sorgt auch hier die Bekanntheit von Binoche und „Twilight“-Girl Stewart für die Krönung des Genusses, da Assayas beide zu Höchstleistungen anspornt und dennoch eine ganz mühelose, geisterhafte Reflexion entworfen hat. Mit, ebenfalls treffend, der allgegenwärtigen Chloë Grace Moretz („Wenn ich bleibe“) als Hollywood-Küken sowie deutschen Nebenrollen, u.a. Lars Eidinger („Hell“) und Hanns Zischler.

2 Gedanken zu „Die Wolken von Sils Maria“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.