Among the Living

Ohne klare Linie: 80ies-Horror-Hommage, Splatter-Alptraum und Jugendabenteuer um Monster, Familien und Familienmonster.

Among the Living Cover

Aux yeux des vivants, Alexandre Bustillo, Julien Maury, F 2014
DVD/BD-Start: 05.03.2015
Story: Am letzten Schultag vor den Sommerferien entwischen Victor, Tom und Dan ihrem Schularrest und stromern zu den verfallenen Bauten eines verlassenen Filmstudios. Wo sie eine gefesselte Frau finden und ihren Entführer, der sie verfolgt und ihnen in der folgenden Nacht zu Hause heimtückisch auflauert.
Von Thorsten Krüger

Stand beim transgressiven Gore-Schocker „Inside“ der herausgeschnittene Fötus am Ende, steht er hier am Anfang. Wer jetzt zu lesen aufhört, dem werde ich keinen Vorwurf machen. Aber nach diesem intensiven Hardcore-Opening – wieder Béatrice Dalle, doch nur in einem Cameo – versumpft das dritte Feature der Franzosen Alexandre Bustillo und Julien Maury und ist so unentschlossen und inkonsistent wie ihr Zweitling „Livid“.

Nach eigenen Aussagen folgt das neue Werk der beiden klar Tobe Hoopers „Funhouse“; eine Melange aus „Stand By Me“ und „The Hills Have Eyes“ beschreibt es treffender der Katalog des Fantasy Filmfests. In großer Nostalgie umarmt das Regie-Duo Amblin-Abenteuer („Die Goonies“) und Slasher-Horror, in einem wahrhaften Alptraum samt dessen krummer Logik, allerdings mit einem irritierenden Realismus umgesetzt.

Was ein Thriller werden müsste, steigt dramaturgisch aus

Wenn ein Trio, wie von Stephen King und Steven Spielberg gemeinsam erdacht, ein Verschleppte in den Händen einer „TCM“-Sippe vorfindet, spielt diese offenbar lebensbedrohte Gefangene die nächste halbe Filmstunde plötzlich keine Rolle mehr. Was also ein Thriller werden müsste, steigt dramaturgisch aus und widmet sich der mal heilen, mal kaputten Familiensituation von Menschen, die die einfachsten Dinge nicht können.

Zum Beispiel die Polizei anzurufen. Wenn die Kids nun heimgeschickt werden, wo sie das „Halloween“-Grauen erwartet, finden die – im übrigen weitgehend unblutigen – Morde in einem grob konstruierten, vor Unlogik strotzenden Szenario statt. Ein Hermaphrodit, der Bruterfolg genverändernder Ätzgase, denen sein Vater beim Militär ausgesetzt war, ist Engel und Teufel, ein geliebtes Monster einer irren Familie.

Zärtlichkeit und Splatter wollen nicht harmonieren

Solche Familienkonstellationen schneiden beide vielversprechend an, vertiefen aber nichts, bringen vieles nicht einmal auf einen Nenner und wissen auch mit den verwilderten Studiokulissen nur wenig anzufangen. Als träger Thriller ist „Among the Living“ unglaubwürdig, als Alptraum (der er ist) ungeschickt vermittelt. Zärtlichkeit und Splatter wollen einfach nicht harmonieren, wodurch die bisweilen exzessive Brutalität deplatziert wirkt.

Trailer nur auf Französisch

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