Los Ángeles

Nachdenklich-negatives Coming of Age: Ein jugendlicher Mexikaner verliert durch einen Teufelspakt Illusionen, Liebe und Glück.

Los Ángeles Cover

Damian John Harper, MEX/D 2014
Kinostart: 29.01.2015, DVD/BD-Start: 21.08.2015
Story: Der 17-jährige Mateo soll seinem Vater und anderen Bürgern seines kleinen südmexikanischen Dorfes folgen und illegal nach Los Angeles geschleust werden, um dort zu arbeiten und die Familie zu unterstützen. Für künftigen Schutz wird er Mitglied einer lokalen Mara-Gang, für die er jedoch töten soll.
Von Thorsten Krüger

Das Debüt des US-Ethnologen und HFF-Absolventen Damian John Harper ist einer dieser Filme, in denen man nie ein Stück Himmel sieht. Ein rigoroser Handkamera-Realismus, ganz Dardenne-Style, beengt das trostlose Bild, das weder Kunstlicht noch Soundtrack kennt. Die mexikanisch-deutsche, halbdokumentarisch anmutende Produktion ist formal dennoch nicht so streng wie Cannes-Gewinner „Heli“, dafür leichter zugänglich.

Es hilft, das nachdenklich-negative Coming of Age dagegen abzugrenzen, was es nicht ist: Weder Tragödie noch Thesenfilm. Auch Actionexploitation wie im (hochklassigen) „Miss Bala“ fehlt in der undramatischen, deshalb nicht weniger wirksamen Studie eines Dorfes und Teenagers in den Fängen der Mara Salvatrucha, einer abscheulichen Gewaltverbrecherbande, die zwischen Mittelamerika und Kalifornien operiert.

Fast jeder behält seine Sorgen für sich

Wie Mexikos Söhne verschwinden: Nicht nur Mateos Schicksal, der naiv einen Pakt mit dem Teufel schließt und dafür bitter bezahlt, Werte, Glück, Liebe und Illusionen einbüßt im Bemühen, den Mordversuchen des Anführers Daniel zu entkommen, stimmt hoffnungslos. Nicht minder naiv ist die ganze Gemeinde, die sich von dem verlogenen Menschenfeind an der Nase herumführen lässt und jeden Machtkampf mit ihm verliert.

Ein kleines Ensemble verblüffend gut agierender Laien (Freunde Harpers, der in dem Dorf einige Jahre lang forschte) offenbart kleine Tragödien, wie jene des von der Bande in Todesangst lebenden Bruders von Mateos Freundin, dessen Schicksal seine Mutter verschweigt. So behält fast jeder seine Sorgen für sich und nimmt schauderhaft lapidar Tod und Unglück hin, was auch in der Machtlosigkeit gegen die Verhältnisse begründet liegt.

Allgegenwart illegaler Migration

Alle sind stolz, ihre Angehörigen über die Grenze geschmuggelt zu haben und sparen fleißig für den nächsten Menschentransfer – zugleich gilt Los Angeles als Hölle auf Erden. So sieht sie aus, die Allgegenwart illegaler Migration, wenn sie sich auf ein ganzes Dorf auswirkt. Harpers genaue Exploration gestattet immerhin ein offenes Ende, das Ehr- und Bruderrettung sowie ein Opfergang gegen korrumpierende Zustände beinhaltet.

Bislang kein Trailer online

Ein Gedanke zu „Los Ángeles“

  1. Interessant! Klingt wie der diametrale Gegensatz zu einer anderen deutsch-mexikanischen Produktion dieses Jahres, die im Januar nach Deutschland kommt: http://mexlp.wordpress.com/2014/08/25/sterntaler/

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