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Ein Serienmörder sammelt Facebook-Likes mit abgeschnittenen Händen – und ein norddeutsches Gör jagt ihn. Aufgekratzter Kolportage-Thriller.

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Michael David Pate, D 2014
Kinostart: 09.10.2014
Story: Serienkiller „der Fleischer“ kontaktiert seine Opfer über Social Media, um sie anschließend zu ermorden und die Taten online zu stellen. Als Teenagerin Jennifer stirbt, nimmt ihre unerschrockene Freundin Natascha seine Fährte auf und eröffnet die Jagd auf den Täter. Der lässt sich nicht lange zum Duell bitten.
Von Thorsten Krüger

Michael David Pates filmförderungsfreies Leinwanddebüt ist gewiss etliche Budget-Nummern kleiner als „Who Am I“ und doch haushoch unterhaltsamer. Sein so unbekümmerter wie aufgekratzter Web-Thriller ist ein kontemporäres Update der Edgar-Wallace-Verfilmungen, komisch krumm, Pulp und Satire wild umarmend, mit Lokalkolorit, dem Jargon internetsüchtiger Chat-Küken und einer schlagkräftigen Heroine.

Die verkörpert als blondierte Dreadlock-Boxerin (starker Auftritt: Isabella Vinet aus „Die vierte Macht“) das Motto „Frechheit siegt“. Ein perverser Psychopath, der sich mit gekaperten Online-Identitäten erst in Chats, dann als Maskenmann mit Krummsäbel in Opferhäuser schleicht – diesem tödlichen Clown mit Axt, scheinbar den Maskenmetallern Slipknot entlaufen, erklärt das Multimedia-Gör aus der Kleinstadt Heide den Krieg.

Flapsig, makaber, in durchgeknalltem Rhythmus

So medien- und gesellschaftskritisch, wie es Pate gern hätte, verläuft das Scharmützel samt schwafelnder TV-Talk-Experten und ein paar mitmischender Skinheads nicht; es ist (auch im Schauspiel) betont unechter Camp mit Tempo, eine kirre Kolportage, die zwischen Trash, Reißer und spekulativem Exploiter oszilliert, dies aber flapsig, makaber, in durchgeknalltem Rhythmus und mit absurdem Charme prolliger Teenies.

„Beim Monopoly gibt’s auch’n Knast“: Pates Werk hat kräftig Kolorit – nicht nur lokales –, es ist ironisch, unkorrekt und sexuell aggressiv, kennt geschmacklich keine Grenzen: Splatter? Kein Problem. Bei der Jagd nach Triebtätern und einem Kinderschänderring kommt die Polizei zuverlässig zu spät, anders als im inhaltsleeren „King Ping“ schlägt der Plot munter Haken wie ein hoppelnder Hase; nur spannend will er nicht werden.

Frei nach Schnauze und mit lesbischer Heldin

Im Vergleich mit haarsträubenden Versuchen, Technologieängste zu schüren wie „Chatroom“ oder „App“ und daraus einen kohärenten Thriller zu stricken wie jüngst „Open Windows“, hat der quirlig mit aufpoppenden Profilen und Chat-Zeilen ein Kommunikationsnetz aufspannende Spaß echte Vorteile. Zumal er frei nach Schnauze und mit lesbischer Heldin den Geist der Edgar-Wallace-Krimis wiederbelebt. Dafür allemal: Daumen hoch.

Ein Gedanke zu „Gefällt mir“

  1. Allein die Zusammenfassung ist mal wieder so großartig, dass ich mir alles durchgelesen habe. Obwohl mir solche Filme gar nicht gefallen. Hut ab!

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