Kinostart: 06.11.2014, DVD/BD-Start: 08.05.2015
Citizenfour. So lautet der Tarnname, unter dem Whistleblower Edward Snowden die in Berlin lebende Dokumentarfilmerin Laura Poitras kontaktierte. Sie schließt mit der Chronik seines Treffens mit den Guardian-Journalisten Glenn Greenwald und Ewan MacAskill in einem Hongkonger Hotel ihre Trilogie über Amerika nach dem 11. September („My Country, My Country“, „The Oath“) ab und legt die ungeheuerlichen Straftaten der Obama-Regierung offen.
Poitras schildert aus der Ich-Perspektive, aber ohne vor die Kamera zu treten, in nüchtern-sachlicher, reduktionistischer Art, mit langen Einstellungen (fast wie Rohmaterial) und bedrohlichem Synthieton Weltgeschichte in Realtime. Mit der Ouvertüre, die Prozesse, Aussagen und Anhörungen zur Datensammelwut der NSA bündelt, die den größten Unterdrückungsapparat aller Zeiten errichtet hat und dreist alles leugnet, ruft Poitras in Erinnerung, was im letzten Jahr aus den Medien zu erfahren war. Es ist mitunter bittere Realsatire, wie selbstherrlich geltendes Recht weggewischt wird.
Was der schwiegersohntaugliche Computerexperte im T-Shirt, paranoid wie jeder Geheimdienstmitarbeiter, dann im Juni 2013 in der achttägigen Begegnung erklärt, ist das Ende aller Privatheit, aller Persönlichkeitsrechte, aller Freiheit und Schlupfwinkel gegen ein Überwachungs-Totalitarismus. In Zukunft ist jedes Jahr 1984 – man braucht nur darauf warten, dass ein bösartiges Regime das Big-Data-Volumen (mehr als bisher schon) missbraucht. Die NSA hat mit Unterstützung anderer Staaten eine weltweite Infrastruktur errichtet, um alle menschliche Kommunikation aufzufangen und zu speichern, wobei sich der britische GCHQ als besonders invasiv hervortut.
Als die News-Bombe platzt, verdammt die US-Regierung nicht das Programm, das jeden Menschen unter Generalverdacht stellt, sondern den, der es öffentlich bekannt machte, während echte Kriegsverbrecher wie Donald Rumsfeld unbehelligt bleiben (siehe „The Unknown Known“). Dort sitzt er dann, der stillste und bescheidenste Held unserer Zeit, das glatte Gegenteil eines Egomanen wie Wikileaks-Gründer Julien Assange, über den „We Steal Secrets“ und der Thriller „Inside Wikileaks“ Auskunft geben.
Aber der engagierte Assange verhilft Snowden zur Flucht, wo er in Moskau hängen bleibt, dort immerhin seine Freundin wiedersieht. Er trägt das Schicksal eines politisch Verfolgten mit Fassung, das ihm der zivilcouragierte Widerstand gegen ein perfides System einbrachte, das unsere Freiheit aufgefressen hat. Ein Lump wie Barack Obama sollte gezwungen werden, seinen Friedensnobelpreis an Edward Snowden abzugeben.
Noch eine Botschaft an NSA, GCHQ, BND & Co.: Fickt euch alle!
http://www.youtube.com/watch?v=MUJv5HR4Rf8
Ich muss gestehen, dass ich das Ende deines Beitrages als nicht gelungen sehe. Persönliche Angriffe gegen Personen (in diesem Fall Obama) gehören hier nicht her (auch wenn ich selbst den Preis ebenfalls Snowden gebe würde). Außerdem ist es inhaltlich falsch, das NSA Überwachungssystem nur auf die Obama-Administration zu reduzieren, da das Problem an sich bereits weiter zurückliegt und auch frühere Administrationen involviert waren.