Die Präsenz

Liv Lisa Fries verbringt zehn Tage auf einer Spuk-Burg im teutonischen Found-Footage-Horror nach bekannten Mustern.

Die Präsenz Cover

Daniele Grieco, D 2014
Kinostart: 31.10.2014, DVD/BD-Start: 30.10.2015
Story: Markus nimmt seine Freundin Rebecca mit auf einen Überraschungsausflug. Mit seinem Kumpel Lukas verbringen sie eine Woche unbefugt auf der leerstehenden Burg Hohnau, dem angeblich verfluchten Schauplatz eines Familienmordes. Anthropologie-Student Markus erhofft sich Einsichten zu Übernatürlichem.
Von Jochen Plinganz

Das Originellste an Daniele Griecos zweitem Regie-Gig ist die Herkunft des Indie-Horrors sowie eine clevere Online-Kampagne, die dafür selbstbewusst nicht als ein, sondern der deutsche Horrorfilm wirbt. Was angesichts zwar nur vereinzelter Exemplare der letzten Jahre wie Marvin Krens „Rammbock“ und „Blutgletscher“, dazu „Der letzte Angestellte“ oder „Urban Explorer“ nicht stimmt. Ganz zu Schweigen von Österreich.

Nach seiner aufrüttelnden und sehr sehenswerten Walsterben-Doku „The Last Giants – Wenn das Meer stirbt“ von 2009 setzt der Kölner konzeptuell beinhart auf Found Footage – am Tatort sichergestellte Videoaufzeichnungen –, trickst aber nach Belieben (Puristen dürfen also nörgeln). Nicht mehr und nicht weniger denn grundsolide fällt dies bei passender Kulisse aus, ein düsteres mittelalterliches Gemäuer, das seit zwei Jahren leersteht.

Einmaleins der Heimsuchung

Draußen wackelt das Trio mit seiner Kamera in einem hübsch spätherbstlichen „Blair Witch Project“-Wald herum, drinnen installieren sie die Nachtsichtlinse à la „Paranormal Activity“. Für die eigene Uni-Arbeit erklärt Markus das Einmaleins der Heimsuchungs-Phänomene, die Regie aber ist klar auf den Effekt aus. Im psychologisch Ungefähren bleibt hier nichts – keine Manifestationen des Unterbewusstseins eines „The Haunting“.

Wie ein geübter Angstmacher vermeidet Grieco Leerlauf und erzielt einen hohen Schreck-Schnitt pro Minute, stopft es mit allerlei Paranormalen voll: Tote Vögel, verfaulte Nahrung, Fehlfunktion des Kamera-Equipments, nächtliche Geräusche – der „Poltergeist“ wird aktiv. Und die barmende Becky will weg (Liv Lisa Fries kann nichts von dem abrufen, was sie in „Staudamm“ wie „Und morgen Mittag bin ich tot“ auszeichnete).

Effektvoll, aber vordergründig

Aber die beiden Jungs wollen bleiben, womit kommt, was dann immer kommt. Die Nerven liegen blank im Streit, derweil Grieco den Terror steigert, Visuals und Sound aufdreht und alle Register zieht – was nicht nur etwas wahllos wirkt, sondern auch ein Overkill ist, der sich rasch abnutzt. „Die Präsenz“ fällt damit effektvoll aus, bleibt gleichwohl vordergründig und mitten drin stecken in der nicht unbeträchtlichen Masse des „Fundmaterials“.

Da konturieren sich „The Borderlands“ und „Wer“ wesentlich klarer, oder der artverwandte, unheimliche „Across the River“.

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