DVD/BD-Start: 19.01.2015
Kleinmädchenkitsch auf K&S? Keineswegs! Für den deutschen Schmalztitel „Ruf der Pferde – Ein Mädchen folgt seinem Herzen“ können wir ja nichts. Das Original klingt mit „The Horses of McBride“ schon seriöser. So ist auch Anne Wheelers TV-Verfilmung geworden, der es gelingt, die realen Ereignisse von 2008 in McBride (fast) kitschfrei zu einem herzbewegenden Durchhalte-Mutmacher zum Weihnachtsfest auszuschmücken.
Dafür helfen gute Darsteller – Aidan Quinn („Legenden der Leidenschaft“) lässt uneitel Nachwuchsaktrice MacKenzie Porter („Hell on Wheels“) den Vortritt -, Wheelers dezente Regie, die prächtige, aber lebensfeindliche Natur der kanadischen Rocky Mountains am Mount Renshaw und der traditionelle Folk-Score. Naturnah und ehrlich lenkt dies den Fokus ohne Sensationsgier auf zwei im metertiefen Schnee gefangene Pferde.
Dieser Abenteueraspekt verschärft zunächst die wegen der wirtschaftlichen Härtezeit angespannte Familiensituation – die Pferde der Ranch, an denen Nicky hängt, sollen verkauft werden. Als ihr Bruder bei einer Schneemobilfahrt dann zwei abgemagerte, herrenlose Tiere entdeckt, will er sie gnadenerschießen. Nur die tierliebe Nicky gibt ihnen eine Chance, muss dafür aber viel Überzeugungsarbeit leisten. Idealismus gegen Realismus.
Täglich fährt sie zu den von einem gewissenlosen Halter zurückgelassenen, von Kälte bis minus 40 Grad, Winterstürmen und Wölfen bedrohten Pferden, um ihnen vier Tage vor Weihnachten einen kilometerlangen Weg ins Tal freizuschaufeln. Ihre Aktion mobilisiert nach und nach das kleine Städtchen zwischen den Gletschern und landet durch einen Jungreporter als human interest story mit großer Anteilnahme im landesweiten Fernsehen.
All through the night: Derweil forscht die Handlung in einigen Facetten aus, ob das Leben fair ist und findet in den Tieren eine Metapher für hart arbeitende, arme Underdogs, die von allen übersehen werden. Nur die versuchte Annäherung von Nickys Ex-Freund Simon (dem Reporter) bleibt unterentwickelt, wesentlich ergiebiger ist das Familiendrama – erst als Belastungsprobe, dann als Triumph des Zusammenhalts in schweren Zeiten.